Ich vermisse meine Mama – Es ist mit keinem anderen Verlust zu vergleichen, wenn die eigenen Eltern sterben, egal, wie alt man ist.
Kann man sich überhaupt verabschieden, wenn es so weit ist?
Gibt es so etwas wie einen angemessenen Abschied?
Ich war gerade mal 29, als meine Mutter aus dem Leben schied.
Ja, natürlich war ich bereits erwachsen und darüber hinaus alleinerziehende Mutter einer kleinen Tochter.
Der Tod meiner Mutter traf mich wie ein Schicksalsschlag, dem ich am liebsten noch lange, sehr lange ausgewichen wäre.
Was sich in meinem Leben verändert hatte, möchte ich in diesem Beitrag erzählen.
Ich vermisse meine Mama – Warum ich darüber schreibe
In der Trauer fühlt man sich oft so fürchterlich alleine und kann dazu nicht einmal feststellen, ob es so gerade passt oder ob die Anwesenheit eines anderen Menschen doch guttun würde.
Wir machen aus der Trauer eine ziemlich private Angelegenheit.
Dabei ist es sehr trostreich, wenn man merkt, dass man mit seinen Gefühlen nicht alleine ist.
Wenn man Beiträge von anderen liest und sich aus dem sicheren Umfeld der eigenen Einsamkeit heraus melden kann, falls man möchte oder einfach nach Parallelen und Ähnlichkeiten zu eigenen Gefühlen sucht und sich der Trauer für eine Weile völlig hingibt.
Denn es wird mit der Zeit tatsächlich etwas einfacher, damit klarzukommen, dass man keine Mutter mehr hat, aber ich habe manchmal dieses Bedürfnis, in dieser Gewissheit völlig aufzugehen, die Trauer darüber, auch Jahre später, so deutlich wie möglich zu fühlen, so als ob ich an einer Narbe kratzen würde.
Oder ist es immer noch eine Wunde, die aufklaffen kann?
Wenn ich in manchen Augenblicken des Lachens mit meiner Tochter plötzlich an sie denken muss, an ihre lieben lächelnden Augen, den Klang ihres Gelächters und ihre kindliche Freude – dann wird die Trauer über ihren Tod wieder zu einer offenen Wunde.
Und mal ehrlich, es ist nicht so, dass es mit der Zeit einfacher wird, dass man keine Mutter mehr hat.
Man gewöhnt sich irgendwie daran, dass man ohne die engste Bindung und Beziehung auskommen muss und man sucht, bewusst oder unbewusst, nach Kompensation.
Aber das kommt erst später.
Denn erst viel später habe ich auch begriffen, was es bedeutet, dass meine Mutter nicht mehr da ist.
So wie ich erst später verstanden habe, was man mir aus dem Krankenhaus gemeldet hatte, auch wenn ich genau hingehört habe.
Meine Tochter schlief zu der Zeit und ich weiß noch, dass ich mich an ihr Bett setzte und sie fassungslos beobachtete mit dem seltsamen und irrsinnigen Wunsch, sie möge so spät wie nur möglich aufwachen, so als ob der Tod meiner Mutter erst mit ihrem Aufwachen eintreten würde.
Und nun sitze ich manchmal an Tagebucheinträgen und starre auf das Geschriebene so, als ob der Trost über ihren Tod erst durch das Lesen der Zeilen eintreten würde, die ich ihrer Erinnerung und meinen Gefühlen widme.
Vielleicht sind manche Menschen in einer ähnlichen Situation, dass Geschriebenes einen nahezu hypnotischen Einfluss auf das Gemüt hat und man sich gleichzeitig sowohl schwerer als auch leichter fühlt, wenn man über den Tod einer Mutter liest…
Ich vermisse meine Mama – Der frühe Verlust meines Vaters schweißte uns zusammen
In meiner Familie scheint es eine Gesetzmäßigkeit zu geben, denn bereits mein Vater starb an den Folgen von Lungenkrebs, als ich fünf Jahre alt war, sodass meine Mutter alleinerziehend blieb.
So wie ich es selber bin, seitdem ich das alleinige Sorgerecht für meine Tochter bekommen habe.
Ich wusste nur zu gut, dass niemand meine mütterlichen Sorgen und Ängste besser versteht als meine Mama.
Wie es ist, alleine mit einem Kind zu bleiben, sich nach der Unterstützung eines Partners zu sehnen, die ganze Zeit zu hoffen und zu bangen, dass dem eigenen Kind nichts fehlt.
Mein Vater hatte die Diagnose Krebs und auch wenn ich noch ein kleines Mädchen gewesen bin, habe ich sehr gut verstanden, was passiert, vielleicht sogar zu gut.
Ich wich nicht von Mamas Seite, sogar nachts stieg ich in ihr Bett und schmiegte mich eng an die trauernde Frau.
Ich hatte nämlich Angst, auch sie zu verlieren.
Es tut sich ein schrecklicher Abgrund für ein Kind auf, das ein Elternteil verliert.
Es passierte bei meiner Mama etwas anderes, als es bei trauernden Menschen üblich ist, denn sie zog sich nicht in sich zurück, sondern kam im Gegenteil völlig aus sich heraus.
Sie scheute sich nicht davor, vor mir zu weinen und versicherte mir dabei ständig, dass ich mir keine Sorgen machen muss, dass sie mich niemals verlassen und immer bei mir sein wird, dass sie eben traurig ist und deshalb weint und dass diese Traurigkeit mit der Zeit kleiner werden wird.
Sie schaffte es, mich nicht zu vernachlässigen, stattdessen ließ sie mich an ihrer Trauer so teilnehmen, dass ich darin den Ausdruck meiner eigenen Gefühle fand. Nie habe ich vergessen, wie uns das zusammenschweißte.
Als ich älter war, musste ich immer wieder daran denken, dass sie Wort gehalten hat und immer bei mir war, wenn ich es brauchte und wollte.
Vor allem nach ihrem Tod kommt mir dieser Satz von ihr, den sie mir so oft wiederholt hat, ständig in den Sinn.
Wir hatten so eine enge Beziehung, dass ich sie stets als beste Freundin bezeichnet habe.
Sie wusste alles über mein Leben, es gab nichts, was ich ihr verschwieg.
Wir haben uns gegenseitig Halt gegeben, haben zusammen geweint und gelacht.
Und zwar so offen und natürlich, dass ich schwor, mir ein Beispiel daran zu nehmen, wenn ich eines Tages eine eigene Familie haben würde. Offenherzig zu sein und keine Scheu vor Gefühlen zu haben – das hat mir meine Mutter beigebracht.
Und mit ihr ist plötzlich nicht nur meine Kindheit gestorben, sondern es ist auch, als ob ein Teil meines Herzens aufgehört hätte, zu schlagen.
Viele Tage später, nach der Nachricht aus dem Krankenhaus, erinnerte ich mich sehr scharf an das taube, lähmende Gefühl, das ich als Fünfjährige hatte, nachdem ich meinen Vater schon an einer Krankheit verloren hatte.
Doch es kam mir wie ein Echo vor im Vergleich zu dem, was ich fühlte, als ich meine Mutter verlor.
Ich vermisse meine Mama – Es gibt niemanden mehr, mit dem ich wichtige Erinnerungen teilen kann
Wie in so vielen Fällen im Leben sind nur Erinnerungen das, was schließlich bleibt und ich habe sehr viele Erinnerungen an meine Mutter, die ich aber mit niemandem wirklich teilen kann.
Tatsächlich möchte kaum jemand hören, wie ich meiner Mama Rosen aus Papier zum Muttertag bastelte und dass sie von da an immer am Fensterbrett in ihrem Wohnzimmer standen.
Dass sie einen Kontrolltermin beim Arzt spontan aussetzte und stattdessen mit mir ins Kino ging, nachdem sie merkte, wie ich das Filmplakat des neuesten Disney-Zeichentrickfilms ansah.
Wie sie mich durch ihr ruhiges und trauriges Auftreten beschämte, nachdem sie erfuhr, dass ich sie angelogen hatte und anstatt mit Freundinnen mit einem Jungen ans Meer gefahren war (das war das erste und einzige Mal, das ich ihr nicht die Wahrheit sagte).
Dass sie mir dabei half, meine erste Wohnung einzurichten und bei jedem Besuch etwas mitbrachte, seien es Croissants, Teppichmatten oder Geschirr. Wie ich ihr oft beim Kochen half und so selbst das Kochen lernte.
Die vielen wichtigen Tage und die vielen kleinen Augenblicke des Alltags, die Harmonie aber auch die Auseinandersetzungen, die wir ausgetragen haben, all diese Erinnerungen kann ich nun mit niemandem wirklich teilen.
Ich habe keine Geschwister und es gibt niemanden, der all das miterlebt hätte.
Es ist schließlich so, dass man meistens an Feiertagen und bei Familientreffen alte Geschichten und Erinnerungen aufgreift, was ein Ritual ist, da sich solche Situationen wiederholen.
Dann wird resümiert und gelacht.
Ich habe zwar eine Tante, die Schwester meiner Mutter, aber sie standen sich das ganze Leben lang nicht wirklich nahe und vielleicht hatte ich mit dieser Frau zum ersten Mal ein richtiges Gespräch, nachdem meine Mutter verstarb.
Auch mit ihr konnte ich meine Erinnerungen nicht teilen.
Natürlich hilft es, dass ich erwachsen bin und seit Langem ein eigenes Leben und eine Tochter habe, die mich gefordert und aus meiner Trauer gerissen hat.
Aber ich fühle mich seit dem Tod meiner Mutter so richtig alleine und das wird wahrscheinlich mein ganzes Leben so sein.
Ich vermisse meine Mama – Erinnerungen machen uns maßgeblich aus
Noch Monate später haben die Erinnerungen schrecklich wehgetan, während es überall Auslöser gab, dass sie auftauchen.
Ein bestimmter Song im Radio oder im Fernsehen, der Duft eines Parfums, die Fotos auf dem Handy – vieles erinnerte mich an meine Mutter, sodass ich den ganzen Tag an der schmerzlichen Tatsache litt, dass sie nie wieder da sein wird.
Dass ich nie wieder ihre bedingungslose Liebe spüren, nie wieder mit ihr Kaffee trinken, nie mehr mit ihr lachen werde.
Der Gedanke an ihre grenzenlose Hingabe durchfuhr mich immer wieder wie ein Dolch, denn es tat krass weh, sie nicht aus Dankbarkeit umarmen zu können.
Aber mit der Zeit wandelte sich der stechende Schmerz in eine wehmütige Sehnsucht.
Ich würde nicht sagen, dass die Zeit alles heilt, aber sie überdeckt Empfindungen so, als ob sich eine weiche Schicht Watte über sie gelegt hätte.
Und irgendwann kann man über die Erinnerungen wieder lächeln und gerne daran zurückdenken, wie rührend sich die Mutter gefreut hat, als sie hörte, dass sie Oma wird und wie sie immer zur Stelle war, wenn ich mal mit meiner Tochter nicht alleine weiterwusste.
Es kommt die Zeit, wenn man sich Fotos anschauen kann, ohne weinen zu müssen und wenn man dem Kind über die verstorbene Oma erzählen kann, ohne zu schluchzen und wenn man Erinnerungen nicht mehr als Pein betrachtet, sondern als etwas sehr Wertvolles, was uns zum großen Teil ausmacht.
Ich vermisse meine Mama – Rituale bekommen ein völlig neues Gesicht
Man denkt sonst nicht darüber nach, wie einschneidend es wirkt, wenn man jeden eigenen und jeden Geburtstag der Mutter zusammen verbringt oder sich zumindest für einige Stunden sieht.
Wir nehmen es als so selbstverständlich, dass wir zu Weihnachten und Ostern immer eine offene Tür bei der Mutter haben, dass ihre Wohnung zauberhaft nach leckeren Essen und Süßen riecht und liebevoll dekoriert ist.
Ich weiß noch genau, wie schwierig das erste Weihnachten nach dem Tod meiner Mutter war, an dem ich immerzu denken musste, wie es uns letztes Jahr erging, als sie noch lebte, mich an die einfachen, lieben Worte erinnerte, mit denen sie meiner Tochter die Bedeutung des Feiertags bei einer Gute Nacht-Geschichte erklärte.
Mittlerweile füllen andere Gedanken solche Tage, die ich mit meiner Tochter und engen Freundinnen verbringe und es scheint, als ob die Oma ein Stück weit in die Ferne gerückt ist.
Trotzdem stelle ich mir immer vor, wie sie in einer anderen Form anwesend ist und uns mit ihrer Fürsorge umgibt.
Weihnachten und Ostern sind mit meiner Tochter und meinen Freunden auch schön, aber trotzdem stelle ich mir jedes Jahr vor, wie es wäre, wenn meine Mama dabei wäre.
Ich vermisse meine verstorbene Mutter so sehr – Selbstständigkeit bekommt eine andere Bedeutung
Ich stand mit meiner Mama immer in regem Kontakt und wir haben regelmäßig telefoniert und uns besucht. Regelmäßig heißt tatsächlich jeden Tag.
Manche meiner Freundinnen wunderten sich darüber, während andere es feinfühlig verstehen konnten.
Eigentlich ist es unglaublich, dass es einen Menschen im Leben gibt, den man wirklich jederzeit anrufen kann, wenn einen etwas beschäftigt und wenn man es braucht.
Dabei spielt es keine Rolle, ob etwas Trauriges, Lustiges, Aufregendes passiert ist oder ob einem einfach langweilig ist – die Mama hat immer ein offenes Ohr.
Bei jedem Liebeskummer war meine Mama die erste Person, der ich mich mitteilte und bei Fragen und Angelegenheiten, die meine Tochter betrafen, war sie der einzige Mensch, zu dem ich vollstes Vertrauen hatte.
Ich weiß noch ganz genau, um welchen Ratschlag ich sie das letzte Mal gebeten habe…
So ist es auch kein Wunder, dass ich noch lange Zeit nach ihrem Tod immer wieder dachte: “Das erzähle ich Mama” oder “Das muss ich Mama fragen”.
Wie sehr ich daran gewöhnt war, bezeugt auch der Umstand, dass ich automatisch zum Handy griff, um sie anzurufen.
Und plötzlich war sie wieder da, die traurige Erkenntnis, dass meine Mutter nie wieder abheben wird.
Ich denke immer noch darüber nach, Jahre nach ihrem Tod, was sie zu bestimmten Situationen und Dingen gesagt hätte und versuche festzustellen, ob sie sich über etwas gefreut oder es missbilligt hätte.
Und erst nach ihrem Tod habe ich verstanden, dass es eine besondere Art der Selbstständigkeit gibt, obwohl ich auch früher unabhängig war und ein eigenes Leben geführt hatte.
Ich habe gemerkt, dass man ohne Mutter wirklich auf sich allein gestellt ist.
Es gibt niemanden, den ich wie sie um Rat fragen könnte und der wie sie jederzeit für mich da ist und alles für mich und meine Tochter tun würde.
Und so habe ich mit neuen Gefühlen erlebt, wie wahr die Redewendung ist, die besagt, dass eine Mutter vieles ersetzen, aber niemand die Mutter ersetzen kann.
Und auch die Lebensweisheiten, die man im Beitrag zur Mutter-Tochter-Liebe findet, sprechen mir so ziemlich aus der Seele.
Ich vermisse meine Mama – Nun bin ich keine Tochter, sondern nur Mutter
Natürlich wird das Tochtersein ein für allemal Teil meiner Identität bleiben, aber ohne Vater und Mutter bin ich einfach keine Tochter mehr.
Zwar stimmt es, dass die Eltern in den Erinnerungen weiterleben und sie so nie ganz weg sind, aber meine Rolle hat sich durchaus verändert.
Niemand sagt mehr zu mir “mein Kind” und das spüre ich natürlich.
Nun muss ich meiner Tochter erklären, warum sie nicht nur keinen Vater und Opa, sondern auch keine Oma mehr hat und mit dem Kummer klarkommen muss, dass mein Kind so vieles entbehrt, was für viele andere selbstverständlich ist.
Und ich kann niemanden um Rat bitten, dem ich so vertrauen würde wie meiner Mutter.
Und niemand kann Dinge so knapp und treffend in wenigen Worten ausdrücken wie sie. Natürlich war ich auch vor ihrem Tod selbst für meine Tochter verantwortlich, aber nun ist der einzige Mensch, den ich als felsenfeste Unterstützung empfand, nicht mehr da.
Diese neu empfundene Verantwortung scheint größer, manchmal nahezu bedrohlich und fühlt sich von Zeit zu Zeit als eine seltsam schwere Last an.
Ich vermisse meine Mama – Von der Reue
Ein Schatten lastet am ansonsten innigen und reibungslosen Verhältnis, das ich mit meiner Mutter hatte und er rührt von meiner Beziehung zum Vater meiner Tochter her.
Damals wollte ich nicht einsehen, dass sie mit ihren scharfsinnigen Beobachtungen recht hatte und dass diese Beziehung eher einer Obsession als Liebe glich.
Ich ließ mich von ihm so einnehmen und beeinflussen, dass ich den Kontakt sowohl zu Freundinnen und Freunden nahezu abgebrochen hatte als auch mit meiner Mutter selten telefonierte und ich sie nicht mehr besuchte.
Das entwickelte sich so, nachdem wir beide uns kennengelernt hatten.
Ich verstrickte mich in eine toxische Beziehung, aus der ich nach einem Jahr zurück zu meiner Mutter flüchtete.
Als sich kurz daraufhin herausstellte, dass ich schwanger bin, versicherte mir meine Mama, dass sie mich unterstützen würde, egal, wie meine Entscheidung ausfällt.
Nach ihrem Tod überwältigten mich Gefühle der Reue, die ich schon damals hatte, die aber in einem so verstärkten Maß auftraten, dass ich manchmal an ihnen zu ersticken drohte.
Nun selbst Mutter konnte ich auf eine andere Art nachvollziehen, welche Sorgen und Ängste meine Mutter ertragen musste, als ich in dieser Beziehung steckte und wie verzweifelt und hilflos sie sich hat fühlen müssen.
Dass ich sie diese Pein durchstehen ließ, kann ich mir heute noch nicht wirklich verzeihen, obwohl ich weiß, dass es nichts bringt, mir Vorwürfe zu machen und dass ich mir für meinen eigenen Frieden selbst vergeben muss, anstatt weiter mit Selbstvorwürfen zu leben.
Schließlich bemühe ich mich, trotz aller Schicksalsschläge und Verluste, für mein Leben dankbar zu sein, denn ich bin mir dessen bewusst, wie einzigartig das Band zwischen mir und meiner Mama war und dass ich mit einer außergewöhnlichen Mutter gesegnet wurde.
Schließlich waren es ganze 29 Jahre, die wir zusammen hatten. Ich erzähle meiner Tochter immer wieder Geschichten von ihrer Oma und wir gehen zusammen jeden Monat an ihre Grabstätte.
In Gedanken rede ich hin und wieder mit meiner Mutter und stelle mir ihre Stimme und ihren Gesichtsausdruck vor.
Manchmal habe ich Angst, ich könnte Details vergessen oder Erinnerungen könnten verblassen.
Deshalb führe ich ein Tagebuch. Vielleicht entsteht daraus eines Tages ein Buch, das ich meiner Mutter widmen möchte…
Ich vermisse meine Mama so sehr – Trauer wegen dem Verlust der gemeinsamen Zukunft
Dass mein Kind niemals einen Opa hatte, daran hatte ich erstmal eine ganze Weile zu knabbern, aber als dann auch noch meine Mama verstarb und meine Tochter gerade mal vier Jahre alt war, da tat es ungeheuer weh, dass sie sich von der Oma verabschieden musste, die sie so sehr mochte.
Ich hatte mir so oft vorgestellt, wie meine Tochter in meiner Mama eine besondere Verbündete haben würde, habe mir unsere gemeinsame Zukunft ausgemalt und damit gerechnet, dass wir viel Zeit zusammen verbringen würden.
Die Vorstellung, dass meine Kleine sich eines Tages vielleicht nicht mehr an ihre Oma erinnern wird, macht mir Angst.
Ich weiß, dass sie alt genug ist, um all die schönen Erlebnisse mit meiner Mama in Erinnerung zu behalten, aber die irrationale Angst ist manchmal überwältigend.
Ich vermisse meine Mama – Sich ein Beispiel nehmen und nach vorne blicken
Natürlich würde meine Mutter nicht wollen, dass ich ihr lange nachtrauere, meine Lebensfreude und Mut verliere und oft in Erinnerungen schwelge.
Bestimmt hat sie nach dem schweren Hirnschlag, den sie erlitt und der sie ans Krankenbett fesselte, nicht leben und niemandem zur Last fallen wollen.
Alles spielte sich so schnell ab, dass es mir nicht nur der Schlaganfall und die Folgen, sondern erst recht ihr kurz darauffolgender Tod unbegreiflich waren.
Ich weiß noch, wie ich mich über die Menschen wunderte, die ich beobachtete und die mehr oder weniger unbeschwert ihrem Alltag folgten.
Wie grausam mir die Worte von meinen Freunden und Verwandten vorkamen, als sie meinten, das Leben ginge weiter und man müsse nach vorne blicken.
Aber es ist nun mal der natürliche Lauf der Dinge, dass Kinder ihre Eltern verabschieden und dass eigene Kinder die Freude an der Zukunft wieder erwecken.
Nie werde ich vergessen, wie meine Tochter am Tag der Beerdigung zu mir sagte: “Guten Morgen, Mama!”
Irgendwann geht es tatsächlich normal weiter und man bemüht sich darum, schöne Erinnerungen in Form von Geschichten an die eigenen Kinder weiterzugeben und ihnen beizubringen, wie wichtig es ist, diese Erinnerungen zu bewahren und zu ehren.
Und ich bin mir sicher, dass meine Mutter zu Tränen gerührt wäre, wenn sie bei uns sein könnte. Vielleicht ist sie das auch.
Abschließende Gedanken
Ich hatte mich von meiner Mutter, weder damals im Krankenhaus noch innerlich, verabschiedet. Und auch bei der Beerdigung konnte ich “Lebe wohl” weder aussprechen noch denken.
Das kam erst später.
Und irgendwie habe ich den Eindruck, dass der Rest meines Lebens ein langer, ununterbrochener Abschied von meiner Mutter sein wird.
Als sich der Schmerz nach dem Verlust meiner Mama gelegt hatte, wuchs das Mitgefühl, das ich für meine Tochter empfand, die in Zukunft weder Opa noch Oma haben würde.
Ich gebe mir Mühe, alle diese Rollen zu erfüllen und für mein Kind so da zu sein, wie es meine Mutter für mich war.
Ich werde diese Frau immer für ihren Lebensmut, ihre Weisheit und ihre Offenherzigkeit bewundern und mir immer ein Beispiel an ihr nehmen.
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es kaum einen Unterschied macht, wenn die Mutter nach einer langen Krankheit oder aber plötzlich stirbt – der Verlust wiegt schlimm in beiden Fällen.
Ich möchte allen, die auf diesen Beitrag aufmerksam geworden sind und vor Kurzem die Mutter verloren haben, mein inniges Beileid ausdrücken und viel Kraft und Geduld wünschen, die Trauer zu verkraften und die Veränderung zu akzeptieren.
Ganz liebe Grüße von Lily
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