Hochsensibel – Kind: Geht dein Kind bereits in die Kita oder in die Schule und du hast bei ihm bestimmte Verhaltensauffälligkeiten bemerkt, die darauf hindeuten, dass das Kind hochsensibel ist?
Wirkt dein Kleines vielleicht einfühlsamer oder mitfühlender im Vergleich zu anderen Kindern? Ist es vielleicht gegenüber Stress besonders empfindlich?
Hast du bemerken können, dass die Wahrnehmung deines Kindes manchmal regelrecht verrückt spielt? Kann dein Kind auffällig gut beobachten und handelt es sehr bedacht?
Wird dein Sohn oder deine Tochter oft als Sensibelchen bezeichnet? Oder vielleicht denkst du hingegen sogar, dein Kind könnte ADHS haben? Oder du fragst dich, ob du deine Rolle als Mutter unterschätzt hast?
Wenn du über diesen Artikel gestolpert bist, hast du bestimmt schon etwas über Hochsensibilität gehört.
In diesem Beitrag erkläre ich dir, wer den Begriff eingeführt hat, welche Anzeichen hochsensible Kinder aufweisen, wie ihnen entgegengekommen werden kann und wie Hochsensible in der Kita und Schule unterstützt werden können.
Hochsensibel Kind – Du bist damit nicht alleine
Dieses Phänomen ist tatsächlich noch nicht genügend erforscht und in Deutschland noch recht unbekannt.
Im Jahre 1991 hat die amerikanische Psychologin und Begründerin der These über Hochsensibilität Dr. Elaine Aron eine Grundlagenforschung zum Wesenszug solcher Menschen gemacht.
Dazu hat sie Interviews zuerst mit insgesamt 40 Frauen und Männern geführt, die je drei Stunden dauerten und später einen Fragebogen entwickelt, mit dem Elaine N. Aron dann mehr als tausend Menschen befragte.
Die Forschung von Aron hat ergeben, dass introvertierte Menschen zwar häufiger zu hochsensiblen Personen (HSP) gehören, allerdings trifft das ebenso für extrovertierte Menschen zu.
Unter hochsensiblen Kindern findet sich oft das schüchterne Kind, das nun in einem neuen Zusammenhang verstanden werden kann.
Die Forscherin und Dozentin Maria Fürstaller machte 2019 auf stille Zeichen von Kummer während der schwierigen Phase der Eingewöhnung in der Kita aufmerksam.
Man schätzt, dass 15 bis 20% der Menschen hochsensibel sind und sowohl die Fähigkeit als auch die Neigung besitzen, Reize und Informationen stärker und umfassender wahrzunehmen und gründlicher und länger verarbeiten als andere Menschen.
Hochsensibel Kind – Was ist anders?
Die anderen Kinder nehmen ihr Umfeld nicht so deutlich wahr wie im Falle eines hochsensiblen Kindes.
Demnach kann es schneller überfordert werden von äußeren Reizen und es kann leichter zu einer regelrechten Reizüberflutung für das Kind kommen.
Patterson und Newman haben 1993 festgestellt, dass größtenteils die besondere Aktivität im Frontalcortex dazu beiträgt, dass Informationen stärker und subtiler gespeichert und verarbeitet werden und dass eine ausgeprägtere Reflexion stattfindet.
Die Reizverarbeitung der Sinneseindrücke ist intensiver. Damit geht auch eine größere Lärmempfindlichkeit einher.
Auch die Reflexe sind schneller und das hochsensible Kind ist schmerzempfindlicher. Da das Immunsystem reaktionsfähiger ist, leidet es vielleicht an Allergien.
Die Psychologin und Verhaltenstherapeutin Andrea Brackmann hat 2005 bemerkt, dass sich auch in Fällen von Hochbegabung so etwas wie Hypersensibilität bemerkbar macht und dass die Intelligenzquotienten steigen, je größer die Introvertiertheit solcher Kinder ist.
Hochsensibel Kind – Merkmale: Wie erkennt man es in der Kita?
In manchen Kitas kann man anhand eines Fragebogens feststellen, ob ein Kind hochsensibel ist, wobei mit der Auswertung natürlich umsichtig umgegangen werden soll.
Jede Kategorisierung passiert auf Kosten der Einzigartigkeit und der Fragebogen sollte nur eine erste Einschätzung bieten, damit man sich um das weitere Vorgehen Gedanken machen kann.
Das Kind ist natürlich gut, so wie es ist und es soll sich in der Kita wohlfühlen können.
Solche oder ähnliche Fragen können in so einem Fragebogen vorkommen:
1. Ist zu beobachten, dass das Kind über die fünf Sinne besonders stark empfindet? Kann es leicht Düfte identifizieren und benennen?
Reagiert es empfindsam auf die Lautstärke der Gruppe? Sucht es Berührung oder Körperkontakt?
Geht es Streitereien und Rangeleien aus dem Weg? Möchte es nur bestimmte Lebensmittel essen?
2. Ist der Mittagsschlaf ein Problem, weil das Kind regelmäßig Schwierigkeiten hat, einzuschlafen?
3. Neigt das Kind dazu, öfter Gefühlsausbrüche zu haben?
Kann es parallel dazu sehr gut die Gefühle der anderen Kinder wahrnehmen?
4. Hat das Kind psychosomatische Beschwerden und beklagt sich darüber, dass es Kopf- oder Bauchschmerzen hat und an Übelkeit leidet?
5. Ist der Wortschatz des Kindes ungewöhnlich ausgereift und reich?
6. Stellt es frühzeitig philosophische Fragen, die überraschen, beispielsweise über Leben und Tod, über Gott oder den Sinn des Lebens?
7. Verfügt das Kind über einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, legt es ein feines ethisches Gespür zutage und kann sehr schlecht ungerechte Behandlung einstecken?
8. Hat das Kind größeres Interesse an älteren Kindern anstatt an Gleichaltrigen?
9. Zeigt das Kind einen großen Ideenreichtum, während es selbstvergessen im Spiel aufgeht?
10. Sind ihm Rhythmus und Musik auffallend wichtig?
11. Kann das Kind nach einer Überreizung nur schwer beruhigt werden?
12. Reagiert das Kind auf Feste mit Überforderung, wird es dabei aggressiv oder zieht es sich zurück?
13. Ist jede Art von Veränderung eine schwere und empfindliche Angelegenheit und gestalten sich besonders Übergänge problematisch?
Mögliche Antworten auf diese Fragen sind “ja”, “nein” und “gelegentlich”.
Vielleicht wird dich überraschen, dass bereits nur eine bejahte Frage auf eine erhöhte Sensibilität deines Kindes hinweist, allerdings bedeutet es nicht sofort, dass es hochsensibel ist.
Kind hochsensibel in der Kita – 3 wichtige Sicherheiten
Bevor ich darüber zu sprechen beginne, was die pädagogischen Fachkräfte tun können, damit sich die hochsensiblen Kinder in der Kita wohlfühlen, möchte ich zuerst die drei wichtigsten Sicherheiten erwähnen, die sie jederzeit brauchen:
1. Körperlicher und verbaler Halt
Hochsensiblen Kindern sind direkter Körperkontakt und direkte Kommunikation wichtig und geben ein Gefühl von Sicherheit.
Sätze wie “Ich bin bei dir” oder “Ich verstehe dich” und leichte Körperberührungen, wenn sie zu etwas aufgefordert werden, kommen gut an.
2. Feinfühlige Gestik und Mimik
Da hochsensible Kinder besonders feinfühlig sind, ist es wichtig, auf die Gesichtsausdrücke zu achten, weil die subtilen Anzeichen einer entweder offenen und liebevollen oder aber geschlossenen Haltung von ihnen sofort wahrgenommen und erkannt werden.
3. Feinfühlige Sprache
Der Tonfall und die Stimme werden ebenfalls von Hochsensiblen deutlich wahrgenommen, also ist darauf zu achten, dass man neben der Wortwahl auch die richtigen Töne trifft.
Gereiztheit hören sie sofort heraus und fühlen sich unwohl dabei.
Hochsensibel Kind – Worauf sollten pädagogische Fachkräfte achten?
Auf jeden Fall sollten Erzieherinnen das Kind wertschätzend annehmen und es vermeiden, es mit leichtsinnig dahingesagten Sätzen abzustempeln, wie beispielsweise “Stell dich nicht so an” oder “Sei nicht so überempfindlich”.
Damit das Kind eine gute Bindung aufbaut, ist es sehr wichtig, dass die Erzieherin authentisch bleibt, denn Hochsensible spüren die Stimmungen und Gefühle von Personen.
Wenn jetzt etwas vorgegaukelt wird, kann das Kind mit Verunsicherung oder auffälligem Verhalten reagieren.
Erziehende sollten zudem gut auf ihre eigenen Kraftressourcen achten, ihre eigenen Grenzen gut kennen und wahrnehmen können und besonders bei hochsensiblen Kindern Leistungsdruck auch sich selbst gegenüber abschaffen.
Genügend Ruhepausen sind deshalb einzuführen und einzuhalten.
Die Bedürfnisse von hochsensiblen Kindern sind ernst zu nehmen. Sie machen nicht absichtlich etwas schwerer und übertreiben auch nicht, sondern brauchen meistens einfach länger für bestimmte Tätigkeiten, weil sie detaillierter und differenzierter denken als andere Kinder, weshalb sie manchmal etwas länger brauchen, um zu reagieren.
Es ist nicht ratsam, sofortige Entscheidungen zu erzwingen oder die Geduld dabei zu verlieren, wenn das Kind beispielsweise nicht sofort beim Aufräumen mit anpackt.
Man sollte darüber hinaus unbedingt Vorsicht walten lassen, wenn man hochsensible Kinder Einschätzungen unterwirft, weil es oft vorgekommen ist, dass man hinter dem auffälligen Verhalten, das sie manchmal an den Tag legen, ADHS oder Autismus vermutet hat.
Bei Zweifeln kann ein Kinderarzt schnell Abhilfe schaffen.
Es ist wichtig, dass hochsensible Kinder Rückzugsmöglichkeiten bekommen und sich räumlich von anderen für eine Weile trennen können.
Dafür kommen auch Garderoben oder Gänge infrage.
Denn solche Kinder müssen sich von den Sinnesreizen erholen, damit sie sich wieder auf sich selbst konzentrieren können.
Der ständige Aufenthalt in der Gruppe ist für ein hochsensibles Kind nicht immer einfach zu ertragen und großes Vertrauen in den Erziehenden ist nötig, damit es sich gut entfalten kann.
Darüber hinaus gilt: Je klarer der Tagesablauf strukturiert ist, desto einfacher haben es hochsensible Kinder, sich einzufügen.
Sie brauchen besonders bei Übergängen im Leben Erklärungen, in denen ihnen aufgezeigt und beschrieben wird, was folgt und auf sie zukommt.
Das Thema “hochsensible Kinder in der Kita” ist in Westeuropa noch nicht erforscht und sowohl Wissen als auch Praxiserfahrungen sind wenig verbreitet.
Obwohl sie kräfteraubend für die Erziehenden sein können, benötigen sie eine genaue, stärkenorientierte Beobachtung und sichere Bindung.
Schulungen und Weiterbildungen können in diesem Bereich Fortschritt und Besserung bedeuten.
Kind ist hochsensibel – Schule und Hochsensibilität
Wenn die Hochsensibilität verkannt und falsch eingeschätzt wird, kann es bei Kindern und Jugendlichen dazu kommen, dass sie psychische Probleme entwickeln.
Deshalb ist es wichtig, die Merkmale und Anzeichen zu kennen, die darauf hindeuten, dass ein Kind hochsensibel ist.
Je früher ein solches Kind identifiziert wird, desto eher können sich sowohl Eltern als auch Lehrerinnen und Lehrer auf seine Besonderheiten einstellen.
Wenn die Lehrkraft nämlich einen guten Willen zeigt, kann es besser seine Stärken entfalten.
Folgende Merkmale treten bei hochsensiblen Kindern im Schulalter auf:
1. Sie werden nervös bei zu viel Nähe, insbesondere wenn ihnen Fremde zu nahe kommen.
Am liebsten sind sie in einem bekannten, geschützten Umfeld und mögen keine größeren Versammlungen.
Wenn ein Kind sich in Gesellschaft still verhält, schüchtern wirkt oder vielleicht einen ängstlichen oder zurückgezogenen Eindruck macht, könnte es hochsensibel sein.
Vielleicht würden es andere auch als verstimmt oder seltsam beschreiben.
Wenn sich andere Kinder oft und gerne mit Schulkameraden treffen, kommen hochsensible Kinder meistens lieber nach Hause, um Ruhe zu haben und beschäftigen sich gut mit sich selbst.
2. Solche Kinder haben auch ausgeprägte Feinfühler, mit denen sie die Stimmungen und Gefühlslagen der anderen wahrnehmen und verstehen. Sie spüren regelrecht, wenn etwas in der Luft liegt.
Man kann bei Hochsensiblen auch beobachten, dass sie über viel Empathie verfügen und großes Einfühlungsvermögen besitzen.
Leider hat diese Gabe auch eine Schattenseite, denn sie können nicht abschalten und sind dem sozusagen ausgeliefert, was für Stress sorgt.
3. Wenn sich ein hochsensibles Kind ungerecht behandelt fühlt, kann es seinen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn auch unangenehm zur Schau stellen, indem es wütend oder aufbrausend wird.
4. Hektische Filme oder laute Geräusche kommen nicht gut an.
5. Hochsensible Kinder sind wahre Beobachtungskünstler und wollen den Dingen auf den Grund gehen.
Oft sind sie hochbegabt und werden zwar von ihrer Umwelt überfordert, sind allerdings vom Lernstoff unterfordert.
Diese ungünstige Mischung kann zu Verhaltensauffälligkeiten führen, beispielsweise indem sich das Kind so sehr in sich zurückzieht, dass es kaum ansprechbar scheint oder schlechte Noten stehen auf der Tagesordnung.
6. Bei Hochsensiblen ist eine ausgeprägte Gewissenhaftigkeit zu beobachten, die leicht in Perfektionismus ausarten kann.
7. Wenn es dazu kommt, dass es zu viele Impulse gibt oder zu viele Fragen gestellt werden, können sie mit unangebrachten Wutanfällen oder ähnlichem Verhalten reagieren.
Manchmal sorgen schon bestimmte Abweichungen oder Veränderungen dafür, dass sie verstimmt sind.
8. Hochsensible Kinder brauchen öfter Ruhepausen, damit sie Kraft schöpfen können.
Im Unterricht wird die Lehrkraft bemerken können, dass sie sich nicht so lange konzentrieren können wie andere Kinder.
Oft wird dann auf Konzentrations- und Lernschwierigkeiten verwiesen, hinter denen eigentlich Hochsensibilität steckt.
9. Der Umgang mit Tieren ist für Hochsensible eine besondere Angelegenheit, für die sie eine Vorliebe haben.
10. Auch Musik und die schönen Künste haben eine besondere Wirkung auf hochsensible Kinder, die ein feines Gespür für Ästhetik haben.
11. Hochsensible fallen durch ihre ausgeprägte Fantasie auf und dadurch, dass sie vielseitige Interessen haben und sich schnell begeistern lassen.
12. Da sie den Drang dazu verspüren, Dingen auf den Grund zu gehen, können hochsensible Kinder mit präzisen Fragen zu einer Sache oder einem Verhalten sowie mit einer außergewöhnlichen Wahrnehmung verblüffen.
Zudem haben sie oft auch ein erstaunlich gutes Langzeitgedächtnis.
13. Eine Überreizung sorgt dafür, dass hochsensible Kinder aufbrausend, launisch, wütend werden oder ähnliches unangebrachtes Verhalten an den Tag legen, welches zu sozialen Schwierigkeiten führen kann.
14. Hochsensible können ganz in einer Tätigkeit versinken und dabei alles um sich herum ausblenden.
In der Schule bleiben sie oft an einem Thema oder Sachverhalt hängen, der von der Lehrkraft bereits abgeschlossen wurde.
So stellen hochsensible Kinder beispielsweise Fragen, die als irrelevant eingestuft werden.
In der Schule brauchen hochsensible Kinder emphatische und feinfühlige Lehrerinnen und Lehrer, die als Bezugspersonen akzeptiert werden und auf die Besonderheiten solcher Kinder eingehen.
Dazu gehört beispielsweise, dass solche Kinder mit Kopfhörern arbeiten dürfen, um Reizüberflutung zu vermeiden, dass sie zur Gruppenarbeit nicht gezwungen werden und kurz den Raum verlassen dürfen, wenn es ihnen zu viel wird, an neue und schwierige Situationen langsam herangeführt werden und Anerkennung für ihre Stärken erhalten.
Kinder- und Jugendpsychologen sollten zurate gezogen und Aufklärung und nähere Informationen bei Schulpsychologen gesucht werden, damit es nicht zu Missverständnissen und Problemen kommt.
Kind ist hochsensibel – So können Eltern helfen
Ein Leben mit hochsensiblen Kindern ist aufgrund ihrer Empfindlichkeit eine besondere Herausforderung, weil es neben den positiven auch Schattenseiten gibt.
Allerdings ist das, wie die Psychologin und Vorstandsmitglied des Münchner Zentrums für Hochsensibilität e.V. betont, kein Problem, dem man ausgeliefert ist, sondern eine Aufgabe, die man anpacken kann.
Vor allem ist es wichtig, die Besonderheiten des Kindes nicht zu ignorieren oder beseitigen zu wollen, sondern sie zu akzeptieren und zu respektieren und versuchen eine gesunde Bindung zum eigenen Kind aufzubauen.
Was auch andere Kinder brauchen, haben Hochsensible besonders nötig, und das sind klare Strukturen, Rituale und Regeln, damit die chaotische Welt der Eindrücke geordnet werden kann.
Außerdem sollten hochsensible Kinder genügend Zeit zum Ausruhen bekommen.
Der Kita- bzw. Schulalltag ist mit vielen Reizen und Eindrücken verbunden und sie müssen sich davon erholen können.
Es ist also nicht ratsam, zusätzliche Freizeitaktivitäten aufzuzwingen und einen vollen Terminkalender für solche Kinder zu haben.
Um Reizüberflutungen vorzubeugen, sollte es weniger Spielzeug, weniger Computerspiele, weniger Besuche, weniger Fernsehen geben, da hochsensible Kinder Zeit brauchen, alle Eindrücke zu verarbeiten.
Das tun sie mitunter am liebsten alleine und in Ruhe.
Eltern sollten sich darüber im Klaren sein, dass solche Kinder bei einer Reizüberflutung und Überforderung nicht mehr für Entscheidungen fähig sind.
Die Warnsignale, dass es dem Kind zu viel wird, sind entweder Jammern und Quengeln oder abrupter Rückzug und stilles Verhalten. Spätestens jetzt sollte das Kind eine Pause bekommen.
Wenn die Grenze überschritten wurde und das Kind nun mit Wutanfällen oder Weinkrämpfen reagiert, wird es nötig, ihm jegliche Entscheidung abzunehmen und es nicht mit Fragen wie “Was möchtest du denn jetzt?” unbeabsichtigt vor den Kopf zu stoßen.
Klare und ruhige Ansagen, was jetzt folgt und gemacht werden soll, können die Situation auflösen und dem Kind helfen, sich auf das Wesentliche zu fokussieren.
Es gibt kein allgemeingültiges Rezept dafür, was hochsensible Kinder brauchen und welche Aufgaben für sie geeignet sind. Wie bei allen anderen Kindern müssen Eltern mit der Zeit herausfinden, was guttut und was nicht.
Bei Unsicherheit sollte man den Rat von Experten einholen.
Abschließende Gedanken
Es ist nicht lange her, dass das Phänomen der Hochsensibilität entdeckt wurde.
Mittlerweile geht man davon aus, dass 15 bis 20% der Bevölkerung hochsensibel ist, also Reize aus der Umgebung intensiver wahrnehmen und verarbeiten.
In Westeuropa ist das Thema Hochsensibilität noch nicht genügend erforscht und in Deutschland immer noch recht unbekannt.
In diesem Beitrag habe ich erklärt, was bei Hochsensiblen anders ist und wie man solche Kinder in der Kita und in der Schule erkennt.
Positive Eigenschaften hochsensibler Kinder sind eine ausgeprägte Wahrnehmung, ein sehr feiner Gerechtigkeitssinn, große Empathie und Einfühlungsvermögen, bedachtes Handeln, Kreativität, Liebe zu Tieren und ein außerordentliches Reflexionsvermögen.
Auch ein Zusammenhang zwischen Hochsensibilität und Hochbegabung bei Kindern konnte nachgewiesen werden.
Jedoch gibt es auch Schattenseiten der Hochsensibilität.
Da solche Kinder empfindlicher auf Reize und Eindrücke aus der Umwelt reagieren, können sie schnell überfordert sein und mit unangebrachtem Verhalten wie Wutanfällen oder totalem Rückzug reagieren.
In der Kita oder der Schule können sie auffallen, weil sie schwer mit Veränderungen und Übergängen umgehen und nicht so schnell mitkommen wie andere, da sie mehr Zeit brauchen, um Neues zu verarbeiten.
Damit die Vielfühler sich wohlfühlen können, ist es wichtig, dass sowohl Eltern als auch pädagogische Fach- und Lehrkräfte die Andersartigkeit akzeptieren und respektieren, feinfühlig damit umgehen, klare Strukturen schaffen und genügend Ruhepausen und Rückzüge ermöglichen.
Hochsensibilität sollte nicht als Problem, sondern als Gabe und Aufgabe zu betrachten, die man pflegen und meistern kann.
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