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Borderline Mutter – Grenzwertige Eltern-Kind-Beziehungen

Borderline Mutter – Grenzwertige Eltern-Kind-Beziehungen

Welche Herausforderungen gibt es bei der Eltern-Kind-Bindung, wenn die Mutter an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung leidet?

Welche Kriterien sind maßgeblich dafür, um eine Diagnose für das Borderline-Syndrom zu bekommen?

Welche Auswirkungen kann es auf ein Kind und seine Entwicklung haben, wenn die Mutter an so einer Persönlichkeitsstörung leidet?

Welche Ursachen sind dafür verantwortlich, dass es zu so einer Krankheit kommt?

Was sagen Kinder von Borderline-Müttern über die eigenen Erfahrungen? Und ist es möglich, Borderline und Mutter sein zu vereinbaren?

Gibt es Unterstützung?

In diesem Beitrag gehe ich für dich diesen Fragen nach.

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Borderline Mutter – Die Kriterien nach DSM IV

DSM IV ist die Abkürzung für das Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen, das diese klassifiziert und weltweit Anwendung findet.

Für jede psychische Störung sind genaue diagnostische Kriterien vorgegeben, die beschreiben, welche Symptome vorliegen müssen, damit eine bestimmte Diagnose gestellt werden kann.

Durch die sogenannten ICD-10-F-Nummern kann dieses Manual in einem breiten klinischen Gebiet angewendet werden.

Was die Borderline-Persönlichkeitsstörung angeht, so wird angegeben, dass bei Borderline-Patienten mindestens fünf von neun Kriterien erfüllt sein müssen.

Es gibt vier Kernmerkmale, mit welchen sich eine BPS (Borderline-Persönlichkeitsstörung) beschreiben lässt, und zwar Impulsivität, Affektivität, Kognition und zwischenmenschliche Beziehungen.

1. Angst vor dem Verlassenwerden und verzweifelte Bemühungen, das zu verhindern, egal, ob es sich um eine reale Gefahr handelt oder dies nur vermutet wird.

Borderlinerinnen und Borderliner haben Schwierigkeiten mit dem Alleinsein und setzen das mit dem Verlassenwerden gleich.

Da sie Angst vor dem Verlust von Liebe haben, sichern sie sich oft eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger, bevor sie eine Beziehung beenden.

Andererseits kommt es auch vor, dass sie aufgrund der Angst auch in destruktiven Beziehungen bleiben, in denen sie traumatische Verhältnisse, die sie bereits erlebt haben, unbewusst rekonstruieren.

Die Angst vor dem Alleinsein führt dazu, dass sie zu Manipulationen greifen in Form von Kontrolle, Intrigen, Lügen und Isolation.

Sie bemühen sich darum, das Verhalten, die Handlungen, mitunter auch die Gedanken ihrer Bezugspersonen zu kontrollieren, um einem möglichen Verlust vorzubeugen.

Die Kontrolle dehnt sich von der Gestik und Mimik der Bezugsperson bis zu ihren Handlungen aus, die tatsächlich oder vermeintlich von alltäglichen abweichen. Auch Vorwürfe der Untreue sind gängig.

Am besten lässt sich die Kontrolle entfalten, wenn die Bezugsperson von anderen sozialen Kontakten isoliert wird und in eine Co-Abhängigkeit rutscht.

Bei einer Mutter-Kind-Beziehung ist das Kind der Borderline-Mutter völlig ausgeliefert.

2. Es werden intensive und zugleich instabile zwischenmenschliche Beziehungen gebildet, bei denen die Borderline-Person zwischen Idealisierung und Entwertung des Gegenübers schwankt.

Borderline-Personen zeigen ein Bindungsmuster, das durch problematisches Verhalten in zwischenmenschlichen Beziehungen sowie einen unsicheren Bindungsstil geprägt ist.

Dabei schwanken sie zwischen der Sehnsucht nach Beziehung, Verschmelzung und der Angst vor Nähe, Einengung und Fremdüberwältigung.

So ist ein extremer Verlauf von Beziehungen ein Hauptmerkmal der Borderline-Störung, wobei zwischen “Ich hasse dich” und “Verlass mich nicht” gewechselt wird.

Bezugspersonen oder andere Menschen werden nicht in ihrer Komplexität wahrgenommen, sondern entweder idealisiert oder abgewertet.

Während das Idealisieren den Bezugspersonen gefällt oder nicht so auffällig ist, sind diese dann von den plötzlichen Abwertungen sehr überrascht.

Auch die Regulation von Nähe und Distanz fällt Borderline-Personen schwer, wobei die Ängste vor dem Verlassenwerden eine bedeutende Rolle spielen.

Wenn es in bestimmten Situationen zu einer ausgeprägten Nähe kommt, empfinden Betroffene diese als bedrohlich und tendieren dazu, einen Streit anzufechten oder Schuldgefühle zuzuweisen, um wieder eine emotionale Distanz herzustellen.

Beziehungen leiden auch durch die Stimmungsschwankungen und extremen Gefühle der Borderliner an Instabilität, wobei sich vor allem Konflikte und Kränkungen stark auf sie auswirken.

Sie reagieren dann mit Rückzug, Verleugnung oder Verachtung, ohne mögliche Folgen zu berücksichtigen.

Deshalb können Konflikte nicht dauerhaft und befriedigend gelöst werden, woraus ein Muster instabiler Beziehungen resultiert.

3. Es besteht eine Identitätsstörung, die durch andauernde und ausgeprägte Instabilität der Selbstwahrnehmung und des Selbstbildes gekennzeichnet ist.

Auch in Bezug auf die eigene Persönlichkeit schwankt das Selbstwertgefühl von Borderline-Personen zwischen Größenwahn und Minderwertigkeitsgefühlen und sogar Selbsthass.

Borderliner projizieren zudem Teile des Selbst und Merkmale ihrer eigenen Persönlichkeit auf andere Personen, wobei dann eigene Inhalte, also Gedanken, Gefühle und Werte, als die des anderen wahrgenommen werden.

4. Impulsives Verhalten in mindestens zwei Aktivitäten, die selbstschädigend sein können (wie rücksichtsloses Fahren, übertriebenes Geldausgeben, Substanzmissbrauch, maßlose Essgewohnheiten, Intimitätsstörung).

Dieses Merkmal ist eng mit dem Gefühl von innerer Leere und mit destruktivem Verhalten verbunden.

Borderliner neigen deshalb zu Intimitätsstörungen wie Promiskuität zum Beispiel, um eine Selbstbestätigung zu erfahren und bedrohliche Nähe zu vermeiden.

Beim rücksichtslosen Fahren erfahren Borderline-Personen einen Adrenalinkick, der ihnen dabei hilft, sich zu spüren.

Auch übertriebene Geldausgaben sowie Kaufsucht dienen einer kurzfristigen Befriedigung, um die innere Leere zu füllen.

5. Neigung zu Selbstverletzungen und Selbstmordgedanken sowie Suizidandeutungen und Drohungen.

Es kommt aus verschiedenen Gründen zu selbstverletzendem und destruktivem Verhalten.

So werden nämlich innere Spannungen abgebaut, Aufmerksamkeit erlangt, eine Reorientierung bei dissoziativen Phasen erlangt, weil man sich besser spüren kann, oder das Verhalten dient zur Selbstbestrafung.

Selbstmorddrohungen sind auch Teil des manipulativen Verhaltens und werden zur emotionalen Erpressung eingesetzt, damit es nicht zu einer Trennung kommt oder damit die Bezugsperson zu einem bestimmten Verhalten oder Handlung bewegt wird.

Viele Menschen stellen sich unter BPS vor, dass es sich um junge Frauen handelt, die sich ritzen, wobei dieses Klischee ziemlich hartnäckig bestehen bleibt.

Dabei sind Selbstverletzungen nicht allein das Kriterium, welches zur Diagnose einer Borderline-Persönlichkeitsstörung führt.

6. Ausgeprägte Reaktivität der Stimmung führt zu affektiver Instabilität, wobei die Verstimmungen in der Regel von einigen Stunden bis einigen Tagen dauern können (beispielsweise episodische Dysphorie, Angst oder Erregbarkeit).

Unter affektiver Instabilität versteht man klinisch bedeutsame Änderungen der Stimmung, also Gefühlsschwankungen, an denen die Betroffenen leiden.

7. Chronisches Gefühl von Leere.

Wenn BPS-Personen in der Freizeit allein sind, kann ein Gefühl von innerer Leere entstehen.

Um dieses zu überdecken, neigen sie zu Dramatisierungen und exzentrischen Handlungen.

8. Heftige und oft unangemessene Wut sowie Schwierigkeiten, diese zu kontrollieren (andauernde oder häufige Wutausbrüche, manchmal in Verbindung mit körperlichen Auseinandersetzungen).

Ein weiteres Hauptmerkmal von Borderlinerinnen ist mangelnde Impulskontrolle, wobei sie ihrer Wut ohne Rücksicht auf mögliche Konsequenzen nachgehen.

Fremdaggressive BPS-Personen können in Affektsituationen körperlich übergriffig gegenüber Kindern, Partnern, Eltern oder anderen Menschen werden.

Grund für die körperlichen Angriffe sind u.a. die Projektionen auf andere. In extremen Fällen kommt es sogar zu Tötungen.

9. Paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome, die durch Belastungen ausgelöst werden.

Wenn eine Situation emotional besonders belastend ist, kommt es zu paranoiden Vorstellungen und einer verzerrten Wahrnehmung des Umfelds, die von einer feindseligen Haltung gegenüber anderen Menschen geprägt ist.

Dabei besteht entweder ängstliches oder auch aggressives Misstrauen gegenüber anderen.

Borderlinerinnen glauben in solchen Phasen an Machenschaften und Verschwörungen gegen sich vonseiten des Arbeitgebers, Nachbarn oder auch Institutionen.

Alle Äußerungen und Handlungen werden als feindselig wahrgenommen, auch wenn sie sogar freundlich oder neutral sind.

Unter dissoziativen Störungen versteht man Kontrollverlust, Gefühle der Derealisation und Depersonalisation sowie Teilamnesien und Amnesien. Sie sind eine Reaktion auf Traumatisierung.

Borderline Mutter – Die Ursachen und Risikofaktoren der BPS

Menschen erkranken an der Borderline-Persönlichkeitsstörung meistens deshalb, weil sie selbst physisch, psychisch und anderer Gewalt unterzogen worden sind oder andere Traumatisierungen erlitten haben, wie beispielsweise Krieg, schwerwiegende Verluste oder die transgenerationale Weitergabe von Traumata.

Unter den Faktoren, die zur Auslösung von BPS führen, sind auch die genetischen hervorzuheben, denn es besteht ein vier bis zwanzigfach erhöhtes Risiko für Verwandte ersten Grades, an dieser Störung ebenfalls zu erkranken.

Was die psychosozialen Faktoren angeht, so sind unter den Ursachen zu 90 % Vernachlässigung und andere traumatische Erfahrungen, zu 70 % emotionaler und verbaler Missbrauch, zu 60 % intime und körperliche Gewalt und zu 50 % emotional zurückgezogenes und inkonsistentes Verhalten der Bezugsperson.

Ursache für die Auslösung der Krankheit sind also Verletzungen, die die Psyche erlitten hat und nur in wenigen Fällen lassen sich in den Biografien der psychisch Kranken keine Ursachen finden.

Zudem sind überwiegende 70 bis 75 % der Borderline-Patienten gerade Frauen, allerdings geht man davon aus, dass die Zahl der undiagnostizierten Betroffenen nicht zu unterschätzen ist.

Frauen, die an Borderline leiden, haben oft entweder einen Kinderwunsch oder bereits Kinder, wenn sie die Diagnose erhalten.

Da BPS als eine Traumatisierungserkrankung angesehen wird, kann sie durch besondere Ereignisse getriggert oder aktiviert werden.

Das muss keinesfalls direkt nach der Traumatisierung erfolgen, sondern kann sich auch über Jahre hinwegziehen.

Triggererlebnisse sind häufig besonders anstrengende Situationen, Veränderungen oder hervorstechende Lebensphasen, wie beispielsweise eine Eheschließung oder gemeinsames Wohnen, eine Trennung, eine Operation, ein Todesfall, ein Unfall oder auch die Geburt des eigenen Kindes.

Borderline Mutter – Die Schwierigkeiten und Herausforderungen in der Eltern-Kind-Bindung

Es wird vermutet, dass Bordeline-Patientinnen ein beziehungsarmes und problematisches Verhältnis zur eigenen Mutter hatten, wobei diese Erfahrungen auf die eigenen Nachkommen übertragen werden können.

Studien zeigen, dass sie BPS-Personen oft in konfliktgeladenen und lieblosen Umgebungen aufwachsen und inkonsistentes Verhalten eines Elternteils erfahren.

Bislang bezieht sich die Forschung zu psychisch kranken Eltern meistens auf die Mütter, weil diese als primäre Fürsorgepersonen angesehen werden.

Es stellt sich heraus, dass Familien, in denen die Mütter an BPS leiden, kaum Stabilität und Sicherheit bieten und ein dysfunktionales Umfeld darstellen.

Für die gesunde Entwicklung der Kinder sind Familien, die BPS-Elternteile haben, also problematisch.

Unter den Risikofaktoren für die Kinder sind unsichere und instabile familiäre Strukturen mit hohem Konfliktpotenzial und geringem Zusammenhalt sowie mangelnde Unterstützung und Kommunikation.

BPS-Frauen haben oft sehr hohe Ansprüche sowohl an sich selbst als auch an andere.

Dabei sorgen die hohen Ansprüche, die auch als Folge der eigenen Traumatisierung entstehen können und die kaum zu erfüllen sind, für einen großen Druck und somit auch für Leidensdruck.

Dieser hohe Anspruch kann dazu führen, dass das Kind überbehütet wird, was sich hinderlich auf seine Entwicklung auswirkt.

Die Überbehütung schlägt oft in Formen der psychischen Gewalt um, wie das Schüren von Ängsten, ständige Kontrolle, Abhängigkeitsverhalten und gewollte Unterforderung.

Folglich leidet aufgrund des überprotektiven Erziehungsstils das Kind an mangelndem Selbstvertrauen, es hat keine Autonomie und kann sich nicht weiterentwickeln.

Für eine Mutter mit Borderline sind die gängigen Entwicklungsphasen des Kindes oder der Kinder drohende Triggersituationen, die eine Krise und problematisches Verhalten auslösen können.

Bei den Autonomiebestrebungen des Kindes, wenn es sein eigenes Ich, seinen eigenen Willen und später einen eigenen Freundeskreis bildet, sowie bei den Ablösungsprozessen in und nach der Pubertät in Form von Liebesbeziehungen und Umzug, kann eine Borderline-Person nicht als erwachsene Mutter agieren, der das Wohl des Kindes an erster Stelle liegt.

In solchen Situationen kommt es häufig zur Verschlimmerung des (emotionalen) Zustandes der Mutter und folglich auch zu Eskalationen zu Hause und Konflikten in der Familie.

Die schwierigen Merkmale der Störung, die Angst vor dem Verlassenwerden, das Problem mit der Regulation von Nähe und Distanz, das Gefühl der Leere und Einsamkeit, das aggressive Verhalten und Projizierungen auf andere sowie die Suizidalität machen es Borderline-Müttern äußerst schwierig, eine stabile und gesunde Beziehung zum Kind aufzubauen.

Die Bedürfnisse und Gefühle des Kindes werden nicht ernst genommen oder gar vernachlässigt, während die Reaktionen darauf unangemessen sein können.

Da dem Kind empathische und verlässliche Erfahrungen in der Mutter-Kind-Beziehung fehlen, kann es auch keine positiven Beziehungserfahrungen verinnerlichen.

So haben Kinder vor ihren BPS-Müttern häufig Angst und empfinden sie als Bedrohung, weil diese sich ihnen gegenüber oft aggressiv verhalten.

Der invalidierende Erziehungsstil beeinträchtigt besonders bei Kindern mit einem eher ängstlichen und vermeidenden Temperament die psychische Gesundheit, weil sie sehr empfindlich auf Kritik, Kontrolle und Ablehnung reagieren.

Es gibt auch die sogenannte Traumata-Kette, die entsteht, wenn Menschen an BPS erkranken, weil sie selbst mit undiagnostizierten und untherapierten Elternteilen mit dieser Störung aufgewachsen sind.

Deshalb ist es dringend ratsam, dass Borderline Mütter und Väter im ersten Schritt akzeptieren, dass sie an einer psychischen Störung leiden und sich in spezielle Therapien begeben, in denen sie Strategien zur Selbstregulation und Stressbewältigung erlernen.

Familienangehörige und Betroffene sollten über die Krankheit angemessen informiert werden, damit ein richtiger Austausch entstehen kann und für die Kinder sollte ein Unterstützungsnetz aufgebaut werden, damit sie nicht selbst traumatisiert werden.

Borderline Mutter – Die vier Typen von Borderline Müttern nach Lawson

Christine Ann Lawson ist eine US-amerikanische klinische Sozialarbeiterin und Dozentin und beschreibt in ihrem Buch “Borderline-Mütter und ihre Kinder” die vier typischen Verhaltensweisen von meistens selbst schwer traumatisierten Müttern und gibt Ratschläge, wie man die schwierigen Beziehungen zu ihnen bewältigen kann.

Allen Typen liegen in der Regel bestimmte gemeinsame Verhaltensmuster zugrunde, und zwar:

• sie zielen darauf ab, Schuldgefühle beim Kind zu schaffen, wann auch immer sich die Gelegenheit dazu bietet;

• sie tendieren dazu, das Kind zu isolieren, beispielsweise durch ausgeprägte Kontrolle und willkürliche Regeln;

• sie neigen zu manipulativem Verhalten, indem sie beispielsweise Informationen vorenthalten oder Aussagen verzerren;

• sie geben die eigenen Ängste ans Kind weiter;

• sie entfachen und schüren Misstrauen beim Kind gegenüber anderen Menschen und Institutionen;

• sie schaffen Minderwertigkeitsgefühle beim sogenannten “bösen Kind”.

Borderline Mutter-Tochter-Beziehung – Wenn eine Borderline-Mutter mehrere Kinder hat, so wertet sie manche ab, die als “böse Kinder” gelten und ein anderes wird idealisiert, was als “gutes Kind” gilt.

Meistens werden tatsächlich Töchter als böse Kinder wahrgenommen, während Söhne idealisiert werden.

Die vier Typen von Borderline Müttern nach Lawson entsprechen vier medizinischen Fachbezeichnungen nach Birger Dulz, einem deutschen Psychiater und Psychotherapeuten. Das sind:

• die Verwahrloste, mit depressivem Symptomniveau

• die Einsiedlerin, mit angsthaftem bzw. phobioformem Symptomniveau

• die Königin, mit narzisstischem Symptomniveau

• die Hexe, mit hysteroidem bzw. psychotischem Symptomniveau

Dabei kommen diese Typen in der Realität jedoch nicht in Reinform vor, sondern es bestehen Mischungen der Verhaltensmuster aus meistens zwei oder drei Typen.

Auch Wechsel zwischen den Typen sind je nach Lebenssituation und Lebensphase der BPS-Person möglich.

1. Die Verwahrloste

Boderline Mütter von diesem Typ werden von Gefühlen der Hoffnungslosigkeit und der Hilflosigkeit eingenommen.

Das eigene Gefühl, ein Opfer und hilflos zu sein, wird auf andere projiziert.

Wenn Hilfe angenommen wird, führt es dazu, dass sie einen Kontrollverlust erleben, weshalb sie diese in der Regel ablehnen und sich so zugleich gegen Nähe schützen.

Unter den Persönlichkeitsmerkmalen der Verwahrlosten sind Pessimismus, Zweifel und Passivität.

Ihren Kindern gegenüber sind solche Mütter zum einen zu nachgiebig und verwöhnen sie, gleichzeitig können sie diese aber nicht loslassen und sich entwickeln lassen.

Zum anderen können solche Borderline Mütter ihre Kinder auch vernachlässigen, indem sie die eigenen Erfahrungen und Erlebnisse auf sie übertragen.

Beide Verhaltensextreme können bei Kindern zu psychischen Schäden führen.

Typische Botschaften der Verwahrlosten an ihr Kind sind folgende:

• Ich verdiene deine Liebe nicht.

• Du bist mehr wert als ich.

• Mein Leben ist viel schlechter als deines.

• Ich mache das für dich.

• Ohne mich hättest du es besser.

• Du solltest mich nicht brauchen, denn ich kann dir nicht helfen.

• Niemand macht sich etwas aus mir.

• Du hast ja so viel Glück.

• Ich fühle mich ausgenutzt.

2. Die Einsiedlerin

Bei Borderline Müttern dieses Typs sind Angstgefühle dominierend, wobei sie auch in der eigenen Umgebung Angst- sowie Schuldgefühle verursachen und die eigenen Ängste aufs Kind übertragen.

Solche Menschen haben große Angst vor Verlust, sind besonders wachsam und misstrauisch, kontrollierend und besitzergreifend, geprägt von Negativität, haben eine geringe Frustrationstoleranz bei scharfer Wahrnehmung und leiden an Verfolgungswahn und exzessivem Grübeln.

Die Erfahrungen und das Erleben der Kinder wird dadurch massiv eingeschränkt. Folgende Botschaften sind für diesen Typus charakteristisch:

• Du wirst dich verletzen!

• Jetzt ist es passiert!

• Sie wollen uns an den Kragen!

• Was ist los mit dir?

• Lass sie nicht herein.

• Es ist gerade etwas Schreckliches passiert!

• Pass auf!

• Sag es bloß niemandem!

• Pass auf, dass deine Türen geschlossen sind!

• Tu, als ob alles in bester Ordnung sei.

3. Die Königin

Borderline-Mütter, die Verhaltensmerkmale des Typus Königin zeigen, haben oft selbst in der Kindheit und Jugend keine innige Beziehung zu ihren Müttern oder Bezugspersonen erlebt und wurden von diesen weder wahrgenommen noch gespiegelt.

Die innere Leere, die daraus entstanden ist, wird durch übermäßige Kontrolle und materielle Anschaffungen kompensiert.

Unter den Verhaltensmerkmalen sind übertriebenes Bedürfnis nach Anerkennung, Beachtung, Bewunderung und Aufmerksamkeit, dramatisches und grenzüberschreitendes, mitunter auch egoistisches und narzisstisches Verhalten der Elternteile, Ehrgeiz und hohe Ansprüche, Missachtung von Regeln und besondere Achtung von Statussymbolen.

Die eigenen Kinder werden in ihrer Individualität nicht wahrgenommen, sondern sind eine Projektionsfläche für ihre Mütter und sollen deren Interessen und Bedürfnisse spiegeln, damit sie zur Schau gestellt werden.

Auch das ist psychischer Missbrauch. Folgende Aussagen sind typisch:

• Was mir gehört, gehört mir, und was dir gehört, gehört auch mir.

• Ich liebe dich, wenn ich dich brauche.

• Ich bin eine ganz besondere Ausnahme.

• Ich verdiene mehr.

• Du verdienst nur das Beste, aber ich verdiene etwas noch Besseres.

• Es ist nie genug.

• Ich mag es nicht, wenn du mich brauchst.

• Für mich gelten die Regeln nicht.

• Es ist niemals gut genug.

4. Die Hexe

Bei diesem Borderline Typus dominiert destruktive Wut. Waren Borderline Mütter als Kinder selbst macht- und wehrlos Angst, Entsetzen und Schrecken ausgesetzt, geben sie dies an ihre eigenen Kinder und Enkelkinder weiter, indem sie projizieren.

Verhaltensmerkmal des Typus Hexe sind vernichtende Wut, Kontrolle, Bestrafung und Zerstörung, Verleumdungen und Lügen, Anfechtung von Konflikten, Stalking, Feindseligkeit, Drohungen und sogar Sadismus.

Die Botschaften, die solche Borderline Mütter an ihre Kinder richten, wirken in diesen oft sehr lange fort.

Sie leben meistens in ständiger Angst vor den Wutausbrüchen, Drohungen und sogar Morddrohungen ihrer gestörten Mütter und leben regelrecht in der Hölle.

Ohne Hilfe von Außen ist es für viele solcher Kinder gar nicht möglich, mit dem Hass der Mutter entgegen umzugehen, diese zu überstehen, denn es kommt tatsächlich auch zu Tötungen von Kindern.

Sehr selten ermorden hingegen Kinder ihre Mütter aus Verzweiflung, viel eher nehmen sie sich selbst das Leben.

Die Botschaften des Typs Hexe sind:

• Das wird dir noch leidtun.

• Du hast es verdient zu leiden.

• Du entkommst meiner Kontrolle nie.

• Das wirst du mir bezahlen.

• Ich könnte dich umbringen./Ich bringe dich um.

• So kommst du nicht davon.

• Ich wäre besser dran ohne dich.

• Als deine Mutter ist es mein Recht, dich zu kontrollieren.

Borderline Mutter – Die vergessenen Kinder

Eine Schweizer Studie aus dem Jahr 2006 unter dem Namen “Vergessene Kinder” legt nahe, dass im Kanton Zürich mehr als 4000 Kinder Eltern haben, die aufgrund einer psychischen Störung in Behandlung sind.

Wenn man bedenkt, dass es eine Dunkelziffer von undiagnostizierten Fällen gibt, dann sind es bestimmt noch viel mehr.

Die Studie hat herausgefunden, dass sich das Sozial- und Gesundheitssystem zwar mit den erwachsenen Patientinnen und Patienten befasst, deren Kinder allerdings links liegen gelassen werden.

So ist es leider keine Selbstverständlichkeit, dass sich Therapeuten und Ärzte nach dem Befinden der Kinder der Betroffenen erkunden oder danach fragen, wie diese betreut werden.

Auch Fachstellen, die darauf spezialisiert sind, Angehörige zu beraten, befassen sich kaum mit Kindern und Jugendlichen.

Dabei sind die Folgen für die Kinder, die dem gestörten Elternteil völlig ausgeliefert sind, schwerwiegend und münden nicht selten in Störungen, die durch die traumatischen Erlebnisse verursacht werden.

Von Fachkräften, die beruflich mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, wie Lehrerinnen, Erzieherinnen, Hortnerinnen und Kinderärztinnen, werden zwar bestimmte Auffälligkeiten im Verhalten oder auch Verletzungen bemerkt, allerdings setzen Borderlinerinnen darauf, eine makellose Fassade aufrechtzuerhalten.

So kann neben der psychischen und physischen Gewalt, der Manipulation, dem destruktiven Verhalten und unberechenbaren Wutausbrüchen, der Isolation und permanenten Überforderung auch das Geheimhalten der familiären Situation belastend und traumatisch für das Kind sein.

Unter den Folgen für die Kinder von Borderline-Personen sind ein fehlendes Vertrauen in die eigene Wahrnehmung, ein falsches und instabiles Selbstbild, Schuldgefühle und das Gefühl von Wertlosigkeit, Misstrauen gegenüber Menschen, sozialer Rückzug und Phobie, Angst- und Zwangsstörungen, Depressionen, Essstörungen, Süchte, posttraumatische Belastungsstörung, dissoziative Identitätsstörung und BPS.

Überwiegende Gedanken der Kinder in Beziehung zur Borderline Mutter sind:

• Ich vertraue ihr nicht.

• Bei ihr fühle ich mich schrecklich.

• Es geht immer um alles oder nichts.

• Sie flippt aus.

• Sie macht mich verrückt.

• Ich weiß nie, was mich erwartet.

• Sie sagt, es ist nicht geschehen.

• Alle anderen denken, sie sei ganz großartig.

• Sie ist so negativ.

• Manchmal kann ich sie nicht ausstehen.

Borderline-Mutter Kontaktabbruch – Häufig können Kinder auch im Erwachsenenalter, wenn sie bereits selbst eine Familie gegründet haben, den Kontakt zu ihren gestörten Müttern nicht abbrechen oder beschränken und geraten immer wieder in grenzwertige und äußerst schwierige Situationen, was für Außenstehende kaum zu begreifen ist.

Borderline Mutter – Welche Unterstützung gibt es?

In Deutschland gibt es einige Anlaufstellen für Menschen mit Borderline-Störung.

Diese Psychiatrische Zentren beziehen dabei Kinder und Familienangehörige mit ein, indem sie ein kindgerechtes Umfeld und Beschäftigungsangebote schaffen.

Dabei können betroffene Elternteile deutschlandweit und mit mehr als einem Kind aufgenommen werden, die bis zu sieben Jahre alt sind, während in den Schulferien auch ältere Kinder teilnehmen können.

Dort wird darauf Wert gelegt, dass die Maßnahmen nicht als Mutter-Kind-, sondern als Eltern-Kind-Behandlung bezeichnet werden, um einen Perspektivwechsel zu vollziehen und dem gesamten Familiensystem gerecht zu werden.

Die Behandlung ist systemisch orientiert, es finden Einzel-, Paar-, Familiengespräche und Helferkonferenzen statt, während reflexive Besprechungskulturen implementiert werden. Eine psychotherapeutisch ausgerichtete Station übernimmt die Eltern-Kind-Behandlung.

Die Kapazitäten sind mit der Aufnahme von fünf Müttern mit einem bis drei Kindern im Vorschulalter oder 15-17 Patientinnen und Patienten ohne Kinder ausgeschöpft. Es handelt sich um eine offene Station.

Vor der Aufnahme gibt es ein Vorgespräch, in dem Behandlung und Verantwortlichkeiten besprochen werden.

Entweder die Mutter oder der Vater sind Patienten in Behandlung und sollten ihr Kind noch eigenständig versorgen können.

Grundsätzlich ist es möglich, dass die Aufnahme zuerst ohne Kind erfolgt und nach Stabilisierung dieses als Begleitperson oder als Gast mit aufgenommen wird.

Dabei bekommen der Elternteil und die Kinder ein eigenes Zimmer mit Ausstattung, während die Beziehungspartnerinnen und Partner Übernachtungsmöglichkeiten an Wochenenden erhalten.

Die Behandlung umfasst pädagogische Maßnahmen, therapeutische Angebote, wöchentliche Stationsbesprechungen, systemische Psychotherapie und Psychoedukation der Kinder.

In Berlin gibt es ein Borderline Netzwerk, das sich sowohl an BPS-Personen als auch an Therapeuten richtet und als Informationsportal gedacht ist.

Dort sind Einrichtungen, Therapeuten, Fertigkeitengruppen und Selbsthilfegruppen aufgelistet.

Auch Informationen zu einem Forschungsprojekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, sind dort erhältlich.

Es handelt sich um eine Studie der Wirksamkeit eines Elterntrainings mit dem Titel “Borderline und Mutter sein” (Buck‐Horstkotte, Renneberg & Rosenbach, 2015), das auf der Suche nach interessierten Patientinnen ist, die daran teilnehmen möchten.

Jede Woche finden insgesamt 12 Gruppensitzungen statt, die jeweils zwei Stunden dauern und in denen über kindliche Bedürfnisse, den Umgang mit Gefühlen, Stressbewältigung und Konfliktlösung, Selbstfürsorge, Erziehung und die Bedeutung des Körpers gesprochen wird.

Die Teilnahme am Elterntraining wird durch Studiengelder finanziert und ist für die Mütter kostenlos, tatsächlich werden diese sogar entschädigt.

Die Mütter, welche in die Kontrollgruppe der Studie kommen, können anschließend auch das Elterntraining nachholen.

Selbsthilfegruppen gibt es übrigens auch in Köln, Hamburg, Mönchengladbach, während für Zürich Bedarf gemeldet wurde.

Abschließende Gedanken

Erst seit den 1980er-Jahren gibt es die Diagnose Borderline-Persönlichkeitsstörung, bis dahin wurden Betroffenen nämlich andere Krankheiten diagnostiziert.

Tatsächlich sind Frauen die Mehrheit der Menschen, die an dieser Störung leiden.

Meistens waren sie selbst Opfer toxischer Elternteile und litten unter psychischer und physischer Gewalt in der Kindheit.

Borderline Mutter Kindeswohlgefährdung – In diesem Beitrag habe ich dir die Kriterien genannt und geschildert, die erfüllt werden müssen, damit BPS diagnostiziert werden kann.

Alle Mütter haben schwere Tage, in denen sie denken, dass sie ihre Kinder hassen, doch wenn sich solche Gedanken wiederholen, dann ist es alarmierend. 

Es ist sehr wichtig, dass die Störung diagnostiziert und behandelt wird, damit die eigenen Traumata nicht an die Kinder weitergegeben werden oder das Kind sogar misshandelt wird.

In extremen Fällen kommt es sogar zur Kindstötung, wobei das Risiko besonders beim Typus der sogenannten Hexe besteht.

Es gibt nämlich insgesamt vier Typen von Borderline-Personen, die ich dir hier vorgestellt habe und es sind keine Reinformen, sondern Mischverhalten bei Betroffenen zu beobachten.

Zudem habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass Kinder von Borderline Müttern oder auch Vätern im Schatten der Aufmerksamkeit von Fachkräften sind und wenig Beachtung finden.

Schließlich habe ich einige Anlaufstellen in Deutschland genannt, wo man nicht nur als Borderline-Patientin oder Patient Hilfe und Unterstützung bekommen kann, sondern diese auch den Familienangehörigen, Kindern und Jugendlichen geboten wird.

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