Du bist Mutter und würdest das unter keinen Umständen ändern wollen, da du dein Kind über alles liebst, deinen Partner jedoch nicht mehr, aber hast Angst vor einer Trennung mit Kind?
Was kommt alles auf dich zu bei einer Trennung? Und nicht weniger wichtig: Was kommt auf dein Kleines zu und muss es unter der Trennung unbedingt leiden oder kann man das irgendwie verhindern?
Nach welchem Modell wird der Umgang mit dem Kind ablaufen? Können beide Elternteile noch die Beziehung des Kindes übernehmen?
Gibt es professionelle Unterstützung oder muss man alleine durch die Trennung?
Und worauf sollte man achten im Umgang mit dem Kind und Ex-Partner?
Was sollte man unbedingt vermeiden und was anstreben?
Trennung mit Kindern – wie vorgehen?
In diesem Beitrag findest du die Antworten.
Trennung mit Kind – Durchhalten zum Wohle des Kindes oder nicht?
Vielleicht bist du am Hin- und Herüberlegen, ob eine Trennung überhaupt infrage kommt, da du das deinem Kind nicht antun möchtest?
Du fühlst, dass das Kindeswohl das Wichtigste ist und es schreckt dich ab, auch an das eigene Glück zu denken?
Vielleicht gibt es ständig Auseinandersetzungen mit deinem Partner?
Sind unterschwellige oder offene Vorwürfe bereits zum Alltag geworden?
Kannst du es kaum erwarten, dass du zur Arbeit fährst und dadurch Abstand zum Partner gewinnen kannst?
Störst du dich schon länger an seinen kleinen Gewohnheiten und Eigenheiten?
Oder gibt es kaum Streitereien und Reibungen, aber du hast das quälende Gefühl einer seltsamen Leere und die Überzeugung, dass dir etwas Wesentliches fehlt, lässt dich nicht los?
Siehst du in deinem Partner nur einen Kameraden, an den du dich gewöhnt hast und den du zwar schätzt, aber nicht mehr liebst?
In beiden Fällen ist es wichtig, dass du ehrlich zu dir selbst bist, denn eine Fassade aufrechtzuerhalten und darunter zu leiden, wird deinem Kind bestimmt nicht helfen.
Tatsache ist leider, dass Kinder immer unter der Trennung der Eltern leiden, und zwar meistens sogar mehr, als die Eltern selbst.
Allerdings belastet ein Familienleben mit Kämpfen und ohne Liebe die Kinder auf Dauer mehr, als es eine Trennung tun würde.
Schließlich ist die Voraussetzung einer glücklichen Kindheit, dass die Eltern zufrieden und glücklich sind, was Kinder sehr wohl spüren und mitbekommen, besonders dann, wenn sie hochsensibel sind .
Natürlich haben Kinder mit gelegentlichen Streits, die ja zum Leben dazugehören, kein Problem, aber unterschwelliges oder offenes Nörgeln, ständige Vorwürfe und Gereiztheit der Eltern sind eine große Last, mit der sie nicht umgehen können und auch nicht sollten.
Andererseits ist dein Leben als Mutter keinesfalls vorbei und du hast natürlich das Recht darauf, dich um dein eigenes Wohlbefinden zu kümmern, auch wenn die Partnerschaft zwar nicht in Kämpfen untergeht, aber dennoch lieblos ist.
Kinder kommen mit einem klaren Schnitt zurecht, allerdings nur dann, wenn sie bereits spüren und intuitiv verstehen, dass zwischen Mama und Papa etwas nicht stimmt, denn langfristig scheint es für sie belastender zu sein, wenn die Trennung ganz plötzlich passiert, wie eine US-amerikanische Langzeitstudie gezeigt hat.
Trennung mit Kind – Der Weg in die Paarberatung und in den Elternkurs
Es kann vielleicht hilfreich sein, sich klarzumachen, dass der Wunsch nach einer Trennung ein deutliches Zeichen dafür ist, dass sich etwas ändern muss.
Dabei kann es sich durchaus lohnen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Im Zweifelsfall kann man in einer Paarberatung klären, ob es Probleme in der Beziehung gibt, die sich auch gemeinsam lösen und beseitigen lassen.
Dann gibt es die sogenannte Ambivalenzberatung, die für solche Umstände geeignet ist, in denen sich ein Partner von der Beziehung lösen möchte und verabschiedet hat, während der andere an ihr festhält.
Oder wenn beide sich nicht sicher sind, ob sie sich wirklich trennen wollen.
Wenn der Entschluss feststeht und die Trennung unumgänglich ist, dann ist es ratsam, sich einer Trennungsberatung zu unterziehen, in der hauptsächlich geklärt wird, wie es mit dem Kind weitergehen soll.
Je früher man sich um Unterstützung kümmert, desto besser nicht nur für einen selbst, sondern auch für das Kind, denn wenn man emotional stark betroffen ist, wie es nach einer Trennung eigentlich immer der Fall ist, hat man Schwierigkeiten damit, klar und rational zu denken und kann die Paarebene von den Elternaufgaben nicht trennen.
Zudem sind in der Regel sachliche Gespräche zwischen ehemaligen Partnern direkt nach einer Trennung nicht möglich, sodass wesentliche Themen, die das Kind betreffen, wie Betreuung und Kindesunterhalt, nicht besprochen werden.
Wie Fachpersonen stets betonen, hängt die Frage, wie Kinder die Trennung verkraften, sehr vom Umgang der Eltern mit Konflikten und mit ihrer Fähigkeit und Bereitschaft ab, miteinander zu kommunizieren.
Deshalb sind Beratungsstellen, Unterstützungsangebote und Elternkurse sehr wichtig und es passiert recht oft, dass ein Familiengericht zerstrittene Eltern zu solchen Kursen schickt.
Elternkurs: Kinder im Blick
Besonders hervorzuheben ist der bundesweit durchgeführte Elternkurs “Kinder im Blick”, der getrennte Eltern dabei unterstützt, die Trennungskrise zu bewältigen und dabei den Fokus nicht nur auf die Bedürfnisse des Kindes und die Kommunikation mit dem anderen Elternteil legt, sondern auch auf die eigene Selbstfürsorge.
Der Kurs wurde in München entwickelt, und zwar in Zusammenarbeit des Familien-Notrufs und der Fakultät für Psychologie und Pädagogik der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Er ist in Anlehnung an erfolgreiche US-amerikanische Programme und an das “Familienteam” von Prof. Dr. Sabine Walper und Johanna Graf entstanden.
Dabei sind neuste wissenschaftliche Erkenntnisse sowie eine praktische Ausrichtung Grundlage dieses Kurses, denn neben Vorträgen und Gruppendiskussionen gibt es viele Übungen, Rollenspiele und Möglichkeiten zur Selbsterfahrung.
Darüber hinaus bekommen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch Hausaufgaben, die ihre Lernerfolge messen.
Trennung mit Kind – Die großen Herausforderungen
Wenn das gemeinsame Sorgerecht im Spiel ist, gehört das Umgangsrecht und die Umgangsregelung zu den größten Herausforderungen nach einer Trennung oder Scheidung der Eltern.
Das klassische oder das Wechselmodell
Es kommt heute vielleicht unwirklich vor, aber lange Zeit sah das klassische Umgangsmodell vor, dass die Kinder bei der Mutter verbleiben und alle 14 Tage zum Vater übers Wochenende gehen.
In letzter Zeit ist aber eine Verschiebung hin zum sogenannten Wechselmodell zu beobachten, in dem eine 50/50 Aufteilung stattfindet, denn die Rolle des Vaters wird in unserer Zeit anders wahrgenommen als früher.
Zwar begrüßen viele diese Modellverschiebung, aber es bleibt wichtig, dass sie den Kindern gerecht wird, denn wenn diese daran gewöhnt sind, dass die Mutter Haushalt und Erziehung übernimmt, ist das Wechselmodell keine gute Idee und man sollte lieber zum klassischen greifen.
Trennungskinder brauchen nämlich so viel Stabilität wie möglich, und das gilt nicht nur für kleine Kinder, sondern auch für größere Scheidungskinder.
In den Beratungsstellen plädiert man deshalb für möglichst schonende Übergangslösungen für die Kinder.
Wenn sie auch noch Kita oder Schule und Umgebung wechseln müssen, sind sie allzu sehr überfordert, denn sie haben an der Trennung der Eltern bereits genug zu leiden und zu kauen.
Trennung mit Kindern und Haus – Wenn man gemeinsam in einem Haus gelebt hat, entscheidet in der Regel das Familiengericht mit Blick auf das Kindeswohl darüber, welcher Elternteil im Haus verbleibt.
Damit die Kinder nicht aus ihrem gewohnten sozialen Umfeld herausgezogen werden, entscheidet das Gericht in der Regel, dass sie im Haus bleiben.
Dabei bleibt auch derjenige Elternteil dort, dem das Gericht die Obhut für die Kinder zuteilt und nicht derjenige, der als Eigentümer im Grundbuch eingetragen ist, das Haus bezahlt oder den Mietvertrag unterschrieben hat.
Das Gericht schätzt ein, welcher Elternteil sich mehr für die Obhut der Kinder eignet und mehr Zeit für diese hat.
In vielen Fällen sind es immer noch die Mütter, die mehr Betreuungszeit für die Kinder aufwenden, weshalb ihnen oft auch die Obhut zugeteilt wird.
Gefahr Loyalitätskonflikte
Forscherinnen in München erklären, dass es oft passiert, dass Kinder durch die zerstrittenen Eltern und deren Umgang miteinander belastet werden.
Dabei ist es nicht möglich, den Ex-Partner aus dem Leben zu streichen oder ihm dauerhaft aus dem Weg zu gehen.
Häufig machen getrennte Eltern den Fehler, dass sie, bewusst oder unbewusst, von ihren Kindern erwarten, Partei zu ergreifen.
Viele können schlicht und einfach nicht verstehen, dass jemand ein schlechter Partner, aber gleichzeitig ein guter Vater sein kann.
Im schlimmsten Fall redet man den Partner vor dem Kind schlecht, aber eigentlich reicht schon eine beiläufige Bemerkung oder ein verärgerter Blick, wenn das Kind über den Ex-Partner erzählt, um einen Loyalitätskonflikt auszulösen.
Kinder können mit diesem aber nicht umgehen und sollen es auch auf keinen Fall.
Letztlich sind die getrennten Partner zwar kein Liebespaar mehr, aber sehr wohl weiterhin ein Elternpaar und müssen es schaffen, Kompromisse zu finden und auszuhandeln, gemeinsame Verantwortung zu übernehmen und ein Finanzierungsmodell zu finden.
Da es in der schmerzhaften Zeit nach der Trennung nahezu unmöglich ist, dies selbstständig und sachlich zu regeln, sollte man sich zum eigenen und zum Wohl des Kindes professionelle Unterstützung holen, die einem mit Ratschlägen, Tipps und einem objektiven Blick auf die persönliche Situation zur Seite steht.
An der Kommunikation arbeiten
Vor allem, wenn der Trennungsschmerz noch frisch ist und man dazu neigt, den Ex-Partner ausschließlich im negativen Licht zu betrachten, kostet es enorme Selbstüberwindung, eine vernünftige und korrekte Kommunikation zu führen.
Die gemeinsamen Termine, die für Absprachen über das Kind dienen, sind kein Ort für Vorwürfe, auch wenn es noch so schwerfällt, von diesem abzulassen.
Dabei sollte man nicht die Fehler und Versäumnisse des Ex-Partners in den Fokus nehmen, sondern die eigenen und die Bedürfnisse des Kindes.
Anstatt etwas vorzuwerfen, wie “Warum hast du…” oder “Schon wieder hast du…”, sollte man Ich-Botschaften nutzen, wie beispielsweise “Ich habe ein Problem damit, dass…” oder “Ich komme nicht klar mit… weil…”
Die wenigsten schaffen es, sich kurz nach einer Trennung gegenseitige Wertschätzung und Anerkennung zu geben, wenn etwas gut gemacht wurde oder geholfen hat, aber das ist Balsam für die Zeit des schwierigen Übergangs und sehr hilfreich für eine konstruktive Kommunikation.
Trennung mit dem Kind – 10 Grundregeln für den Umgang mit Kind und Ex-Partner
Wie geht man mit der Situation am vernünftigsten um, damit alle Beteiligten so wenig wie möglich leiden?
Was sagen erfahrene Mütter dazu und welche Ratschläge können sie mitgeben?
Diese Tipps können zwar keine individuelle Beratung und erst recht keine psychotherapeutische Betreuung ersetzen, die in manchen Fällen nötig sein kann, besonders dann, wenn man angesichts der neuen Situation in eine Depression zu verfallen droht.
Aber auch sonst ist vor allem die erste Phase nach der Trennung eine überaus zermürbende Zeit, die es gilt, zu überstehen und alle Kräfte zu mobilisieren, damit man das gut hinbekommt.
Nochmal: Es ist keine Schande, es nicht aus eigener Kraft zu schaffen und Hilfe zu suchen.
Schließlich muss man vieles verkraften und organisieren und gleichzeitig auch für das Kind da sein, dass die Mutter mehr denn je braucht.
1. Dem Kind gemeinsam die Trennung mitteilen
Es ist nicht immer der Fall, dass beide Partner die Situation gleich einschätzen und dass eine Trennung schon vorher sozusagen in der Luft hängt. Oft passiert es, dass es einen Partner völlig unerwartet erwischt.
Wichtig ist, dass beide Partner die Sache erstmal miteinander besprechen und beide die Situation akzeptieren, bevor man sie an die Kinder heranträgt.
In vielen Fällen verläuft das ohnehin nicht reibungslos, weshalb der Besuch einer Ambivalenz- oder Trennungsberatung zu empfehlen ist.
Und erst wenn alle Möglichkeiten, die Beziehung noch zu retten, ausgeschlossen sind, sollte man die Entscheidung behutsam und gemeinsam dem Kind mitteilen.
Manche Eltern können aufgrund der Trennung ziemlich sprachlos sein und Schwierigkeiten damit haben, zu kommunizieren, aber für das Kind ist es sehr wichtig, dass die Situation thematisiert wird.
Das Kind soll schließlich rechtzeitig eine Vorstellung davon bekommen können, wie sein Leben demnächst aussehen wird.
Diese Vorgehensweise ist wichtig, damit das Kind die Trennung besser verarbeiten kann.
Und auch wenn kleine Kinder den Sinn von manchen Worten nicht verstehen, können sie dennoch spüren, dass Mama und Papa für sie da sind, auch wenn sie nicht mehr zusammen sind.
2. Dein Kind ist keine Vertrauensperson
Nach einer Trennung fühlt man sich einsam und trotz Familie und Freunden, die einem beistehen, auch isoliert.
Wenn man nicht selbst die Entscheidung gefällt hat, die Beziehung zu beenden, hofft man oft, dass man wieder zusammenkommen könnte und reflektiert sehr viel über die Beziehung.
Wenn das Kind etwas älter ist, könnte man dann in Versuchung kommen, sich ihm mit den eigenen Gedanken und Hoffnungen anzuvertrauen und das Kind sogar als Boten für Mitteilungen an den Ex-Partner zu nutzen.
Ganz wichtig ist, dass man sich genau beobachtet und nicht so sehr über die gescheiterte Beziehung, sondern über die eigenen gegenwärtigen Aussagen und Handlungen reflektiert.
Warum erzähle ich das meinem Kind? Möchte ich damit etwas bezwecken?
Hoffe ich auf etwas Bestimmtes?
Das Kind sollte niemals zur Vertrauensperson gemacht werden, der man die eigenen schmerzhaften oder sehnsüchtigen Gefühle anvertraut.
Es sollte am besten gar nicht die Dynamik der Trennung mitbekommen und schon gar nicht dazu verleitet werden, für einen Elternteil Partei zu ergreifen.
Stattdessen sollte man umgekehrt für das Kind da und stets ansprechbar sein und wenn man es nicht hinbekommt, sich Hilfe suchen.
Das Kind sollte über die Trennung aber nicht mehr wissen, als dass sich Mama und Papa nicht mehr lieb haben, sich getrennt haben und nicht mehr zusammenkommen.
Wenn man es mit der Zeit auch selbst nicht schafft, dies zu akzeptieren, dann sollte man am besten psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.
3. Das Kind nicht mit Fragen löchern
Egal, ob man das alleinige Sorgerecht oder Aufenthaltsbestimmungsrecht hat oder es sich teilt und das Kind beispielsweise vier Tage bei Mama und drei Tage in der Woche bei Papa ist, den Vater nur alle zwei Wochen sieht oder in diesem Takt gleichermaßen zwischen den Elternteilen wechselt – nach der Trennung wird es unumgänglich zum Pendelkind.
Dabei muss man sich nicht nur damit abfinden, dass einen der Alltag des Ex-Partners nichts mehr angeht, sondern auch die Zeit, die das Kind mit ihm verbringt. Und das ist hart.
Schließlich fragt man sich, was das Kind gegessen hat, wann es schlafen geht, welche Regeln es gibt und was an Wochenenden gemacht wird.
Nach der Übergabe möchte man vielleicht das Kind am liebsten alles genau ausfragen, aber das ist keine gute Idee.
Außer der Frage, ob alles in Ordnung war, ist alles andere fehl am Platz, außer das Kind möchte von selbst über etwas erzählen.
Dann aber genau auf die eigene Mimik und Aussagen achten, wenn der Ex-Partner erwähnt wird.
4. Wieder zu sich selbst finden
Den Ex-Partner und von Zeit zu Zeit auch das Kind loslassen, wenn es beim Vater ist, bedeutet auch, dass du die freie Zeit, die dir dann zur Verfügung steht, konstruktiv für dich selbst nutzen sollst.
Vielleicht hat man sich früher genau nach diesen Oasen der Auszeit gesehnt, aber nun ist man orientierungslos, verwirrt und auch traurig und steht kurz davor, in Selbstmitleid zu versinken.
Denn nach einer Zeit, in der man hauptsächlich Partnerin und Mutter war, ist es gar nicht so einfach, Sachen für sich zu unternehmen und das auch noch zu genießen.
Das ist auch ein Prozess, der seine Zeit braucht, genauso wie es eine Weile dauert, bis man verkraftet und akzeptiert hat, dass man nicht mehr so unentbehrlich ist, wie es früher der Fall war.
Auch hier kann psychologische Unterstützung eine große Hilfe sein.
5. Die Finanzen regeln
Unterhalt bei Trennung mit Kind – Das Materielle ist eine sehr wichtige Frage, die man als Erstes regeln sollte.
Das ist der Grund, warum professionelle Unterstützung anzuraten ist, denn vielen fällt es direkt nach einer Trennung nahezu unmöglich, sachlich, fair und mit klarem Kopf über die Finanzen zu sprechen.
Dabei sollten diese Fragen so geklärt werden, dass das Kind davon am besten so wenig wie möglich davon mitbekommt.
Dabei kann es schnell unübersichtlich werden, denn es kommen Fragen auf wie beispielsweise: Wer zahlt die Windeln für die Kita, wer den Schwimmkurs?
Wer kümmert sich um die Campingausrüstung und wer um den Nachhilfeunterricht?
Wenn man es nicht schafft, klare Regeln zu setzen und dabei auch auf die finanzielle Lage des anderen Elternteils Rücksicht zu nehmen, dann hat man kaum Ärger und auch im Nachhinein gibt es weniger Konfliktpotenzial, was natürlich auch für das Kind gut ist.
Allerdings ist das besonders am Anfang sehr schwierig und das Thema so heikel, dass sich die meisten an eine Beratungsstelle oder ans Jugendamt melden sollten, um zu verhindern, dass man sich beim Aushandeln in die Haare kriegt.
6. Kein Streit vor dem Kind
Damit man eine Trennung verarbeiten kann, braucht man Abstand. Neben Verletzungen und negativen Emotionen wie Trauer oder Wut ist das natürlich auch ein Grund, warum man den Ex-Partner am besten gar nicht mehr begegnen möchte.
Die gemeinsamen Kinder jedoch machen dies unmöglich.
Wenn es nämlich nicht ältere Kinder sind, die selbstständig pendeln können, muss man den Partner zumindest bei der Übergabe sehen.
Und wenn man nicht im Guten auseinander gegangen ist, kann es leicht zu Streitereien und Reibereien kommen.
Besonders schlimm ist es, wenn sogar die Kinder mit reingezogen werden.
Für das Kindeswohl muss man also jede Menge Selbstüberwindung üben und Auseinandersetzungen auf die Warteliste setzen.
Vielleicht macht man dafür telefonisch einen Termin mit dem Ex aus?
Es ist sowieso besser, etwas abzuwarten, bis der erste Ärger verklungen ist, weil man so sachlicher und mit kühlerem Kopf an die Sache rangeht.
Alte Beziehungsfragen haben sowieso keine Legitimität mehr und es ist nur schädlich, auf ihnen herumzukauen.
Der Ex-Partner wird sich nicht ändern und besonders nach der Trennung hat man das auch nicht mehr zu erwarten.
Deshalb sollte man jeden Ärger und jeden Widerwillen hinterfragen: Habe ich eine emotionale Reaktion auf meinen Ex oder geht es hier tatsächlich darum, dass mein Kind bei der Übergabe keinen Sonnenschutz hatte?
Am besten nutzt man E-Mails als Kommunikationskanal und verabredet sich persönlich, wenn große Fragen anstehen, wie beispielsweise bei wem das Kind den naheliegenden Feiertag oder Urlaub verbringen wird oder ob es in einen Privatkindergarten oder in eine öffentliche Kita kommt.
So entlastet man Übergaben und beschränkt sie besonders zur Anfangszeit nach der Trennung auf höfliche Grußworte.
Auch das erzeugt nämlich Abstand.
7. Dem anderen Elternteil Respekt entgegenbringen
Anfangs mag es vielleicht unmöglich erscheinen, aber zum Wohle des Kindes sollte man unbedingt daraufhin arbeiten, den Ex-Partner zu respektieren.
Zwar bezieht man sich nach einer Trennung verstärkt auf die negativen Eigenschaften, aber es müssen auch viele positive vorhanden sein. Schließlich war man ja einmal zusammen.
Und wenn man sich dagegen sträubt, dem Ex Respekt entgegenzubringen, dann sollte man es zumindest fürs Kind tun.
Man bringt den eigenen Kindern ja bei, respektvoll mit anderen umzugehen, Meinungsverschiedenheiten im Dialog zu lösen, den kleineren nicht zu bespucken oder zu hauen.
Als Vorbild sollte man all das gerade im Umgang mit dem Ex-Partner auch vorleben, damit sich das Kind sicherer und wohler in der neuen und ungewollten Situation fühlt.
8. Das Kind auffangen
Erwarte nicht, dass das Kind Verständnis für die Trennung aufbringt, egal, wie alt es ist.
Kinder wollen meistens einfach, dass Mama und Papa zusammenbleiben und eine Trennung ist für sie immer traumatisch.
Deshalb ist es ausnehmend wichtig, dass man die Trennung richtig angeht und respektvoll mit dem Ex und der Situation umgeht, denn für das Kind sorgt die Veränderung an sich schon für emotionale Überforderung.
Es kann durchaus zu Verhaltensauffälligkeiten kommen, auf jeden Fall ist aber damit zu rechnen, dass das Kind sich anders verhalten wird.
Kleinere Kinder können unausgeglichen und aggressiv werden und mit Schlafstörungen reagieren und vielleicht der Mama überallhin folgen wollen sowie nachts in ihr Bett steigen.
Verlustängste können nämlich die Folge sein. Wenn das Kind noch ein Baby ist und die Trennung vielleicht schon in der Schwangerschaft erfolgt ist, kann dies trotzdem Spuren hinterlassen.
So kann es beispielsweise sein, dass das Baby ausschließlich auf dem Arm einschlafen kann.
Ältere Kinder wiederum haben entweder das Bedürfnis, über die Situation zu sprechen oder aber sie ziehen sich komplett zurück.
So oder so wird es für dich schwierig, denn vielleicht möchtest du selbst am liebsten nicht über die Trennung reden oder aber du machst dir Sorgen über dein sich abschottendes Kind.
Allerdings braucht das Kind nun gesteigerte Aufmerksamkeit und sollte immer wieder gesagt bekommen, dass es auf einen zukommen kann, egal, ob mit Fragen oder einfach nur, um zu schweigen.
Wenn man es anfangs selbst nicht schafft, sollte man auf jeden Fall eine Vertrauensperson darum bitten, auf das Kind zu achten.
Vielleicht möchte das Kind auch gar nicht mit dir sprechen, das kann sehr wehtun, aber du solltest es so gut wie möglich verstehen und eine andere Bezugsperson anbieten können.
Besonders kleinere Kinder beziehen alles aus der Umgebung auf sich selbst und denken oft, dass sie die Ursache für die Trennung sind.
Es ist ganz wichtig, dem Kind zu versichern, dass die Trennung nichts mit ihm zu tun hat und dass beide Eltern es lieben.
Und nicht nur ältere Kinder sollten ein Mitspracherecht haben, was das Umgangsmodell und die Aufteilung zwischen Mama und Papa angeht, sondern man kann durchaus auch kleinere Kinder in die Entscheidungen mit einbeziehen.
Dabei sollte man auf die Ausformulierung achten und sie fürs Kind so einfach wie möglich gestalten.
Also nicht fragen, wann es den Papa sehen möchte, sondern umformulieren: Möchtest du den Papa am Wochenende oder unter der Woche besuchen?
Und nicht fragen, welche Sachen es beim Papa haben möchte, sondern das Anliegen konkreter ausformulieren, wie beispielsweise: Möchtest du deine Bastelsachen bei Papa haben?
Es kann auch vorkommen, dass das Kind mit Widerständen reagiert und einen Elternteil erstmal gar nicht sehen möchte.
Das muss akzeptiert werden und man muss sich dabei mit Geduld wappnen.
In der Kita oder in der Schule sollten Erzieherinnen und Lehrerinnen über die neue Situation informiert werden, damit sie sich über eventuelle Stimmungsschwankungen und Verhaltensauffälligkeiten nicht wundern und adäquat auf sie reagieren können.
9. Für ein Netzwerk sorgen
Wenn man erstmal keinen neuen Partner hat, wird es alleine mit dem Kind recht schwierig, sich zu organisieren und deshalb sollte man daran arbeiten, ein Netzwerk aufzubauen.
Ist es unbedingt nötig, länger bei der Arbeit zu bleiben und das Kind muss aus der Kita abgeholt werden, braucht man eine Vertrauensperson, die das übernehmen kann.
Spätestens jetzt wird es Zeit, die Oma und den Opa sowie andere Familienmitglieder und auch Freunde einzubeziehen und nötigenfalls einen Babysitter zu suchen.
Auch wenn der Ex sich nach der Trennung als Ansprechpartner für solche Situationen anbieten sollte, ist es besser, zu lernen, anders mit ihnen umzugehen und sie ohne ihn zu meistern.
10. Der neue Partner muss warten
Ein neuer Partner ist eine der Ursachen für die Trennung oder ist plötzlich ins Leben getreten?
Du hast dich frisch verliebt und schwärmst schon von einer liebevollen Patchworkfamilie?
Du bist in Gedanken schon auf der Suche nach einer gemeinsamen Wohnung?
Stopp! Erstens musst du bedenken, dass Kinder oft noch lange Zeit nach der Trennung hoffen, dass die Eltern wieder zusammenkommen.
So sind Fragen von kleinen Kindern beim Zubettgehen, wann denn der Papa wieder zu Hause schläft, ziemlich üblich.
Bevor man also ernsthaft an ein erstes Kennenlernen denkt, sollte man sich mit dem neuen Partner auch sehr sicher sein, dass es etwas Ernstes ist und dass der leibliche Vater niemals ersetzt werden kann und soll.
Diesem sollte man übrigens unbedingt mitteilen, dass jemand Neues ins Leben getreten ist, und zwar noch bevor es das Kind erfährt.
Denn der Ex ist nicht nur ehemaliger Partner, sondern Vater des Kindes und hat ein gutes Recht, zu erfahren, welche neue Situation auf das Kind zukommt.
Egal, ob es noch Verletzungen von der Trennung gibt oder ob beide Elternteile bereits ein neues Gleichgewicht gefunden und Stabilität wiedererlangt haben, sollte man keine Freudensprünge vom Ex-Partner erwarten und das gilt auch fürs Kind.
Tatsächlich nehmen manche Kinder den neuen Partner offenherzig und freudig an, aber manche blocken emotional völlig ab.
Allen schönen Wünschen und guten Vorsätzen zum Trotz sollte man sich nach dem Kind richten und ihm Zeit geben, den neuen Partner kennenzulernen und eine Vertrauensbasis und Freundschaft aufzubauen.
Überhaupt braucht auch der neue Partner Zeit zur Annäherung und sollte von Anfang an verstehen, dass er immer am zweiten Platz sein wird, also hinter dem Kind.
Wahrscheinlich ist das auch einer der Gründe, warum in den meisten Patchworkfamilien beide Partner Kinder aus vorherigen Beziehungen haben.
So versteht man sich nämlich auch auf der Elternebene.
Für die Kinder des Partners sollte man dabei keine Erziehungsverantwortung haben, sondern höchstens Freund und Vertrauter sein und mit dem Kind so wie mit einem Mitbewohner sprechen.
Dabei muss dem leiblichen Elternteil klar sein, dass der neue Partner eben nicht miterzieht und nichts, was er fürs Kind tut, selbstverständlich ist.
Denn auch wenn man zusammenzieht, erzieht man nicht automatisch mit und ist nicht für die Kinder des Partners verantwortlich wie der leibliche Elternteil.
Je besser das die Erwachsenen verstehen und umsetzen, desto leichter wird es für die Kinder, die neue Situation zu akzeptieren.
Dadurch wird auch zweifelsfrei ausgeschlossen, dass der Papa ersetzt wird.
Abschließende Gedanken
Meistens überlegen sich Menschen mit Kindern eine Trennung von ihrem Partner gründlich und lange und setzen die Beziehung nicht leichtfertig aufs Spiel.
Wer sich nicht sicher ist, ob es noch mögliche gemeinsame Lösungen geben kann, sollte eine Paarberatung in Anspruch nehmen.
Manchmal kann eine solche Beratung auch zur Trennung führen.
Wichtig ist auf jeden Fall, dass beide Partner diese Entscheidung abgesprochen und weitestgehend akzeptiert haben, bevor sie damit ans Kind herantreten.
Andernfalls sollte man dem Kind nichts vorspielen und die Mitteilung oder die Entscheidung auf die lange Bank schieben, denn es spürt und merkt das lieblose oder im schlimmeren Fall durch Streitereien zerrüttete familiäre Umfeld und leidet selbst darunter.
In diesem Beitrag habe ich darauf aufmerksam gemacht, dass es auf jeden Fall sehr hilfreich und empfehlenswert ist, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen und dir etwas genauer den Elternkurs “Kinder im Blick” vorgestellt.
Auch psychologische Hilfe, für einen selbst und fürs Kind, ist anzuraten.
Auch wenn kein Beitrag eine solche Unterstützung ersetzen kann, der auf die ganz persönlichen Bedürfnisse und Schwierigkeiten ausgerichtet ist, habe ich dir hier zehn Grundregeln genannt, die sowohl dir als auch dem Kind dabei helfen, die Trennung zu verkraften und ein neues Gleichgewicht zu gewinnen.
Ich wünsche allen Eltern, dass sie genügend Vernunft, Einsicht, Respekt und Wohlwollen aufbringen, auch Hilfe annehmen und bereit sind, an sich zu arbeiten, damit auch die Kinder die Trennung besser überstehen und an ihren Erfahrungen sogar noch wachsen können.
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In Welchem Alter Verkraften Kinder Eine Trennung Am Besten
Friday 11th of February 2022
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