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Ramzi-Methode und Nub-Theorie – Lassen sie das Geschlecht erkennen?

Ramzi-Methode und Nub-Theorie – Lassen sie das Geschlecht erkennen?

Viele werdende Mamas horchen auf, wenn sie im Netz oder von Freundinnen von der Ramzi-Methode hören, mit der man angeblich das Geschlecht des Babys bereits vor der 8. Schwangerschaftswoche (SSW) erkennen kann.

Oder du findest Angebote von bestimmten Anbietern verlockend, dein Ultraschallbild nach der Nub-Theorie checken zu lassen, um ab der 11. SSW das Geschlecht deines Babys zu erfahren?

Du hast “angeblich” gelesen und bist bereits stutzig geworden? Tatsächlich gibt es keine wissenschaftlich fundierten Beweise, dass diese Methoden zuverlässig sind.

Damit du dir aber selbst ein Bild davon machen kannst, geht es in diesem Beitrag um Fragen wie: Wie funktioniert die Ramzi Methode? Wer hat sie erfunden und wo wurde sie veröffentlicht? Welche Kritik wurde geäußert?

Oder: Wie erkennt man nach der Nub-Theorie das Geschlecht? Kann man sich auf solche Voraussagen verlassen?

Vielleicht bist du zum zweiten oder auch zum dritten Mal schwanger und bist diesmal viel neugieriger auf das Geschlecht deines Babys?

Bekommt deine Tochter oder dein Sohn ein Schwesterchen oder ein Brüderchen?

Vielleicht stehst du auch am Beginn deiner ersten Schwangerschaft und hast gerade angefangen, dich über so vieles zu informieren und bist über verschiedene, teilweise auch widersprüchliche Informationen über die Geschlechtsbestimmung gestolpert?

Vielleicht machst du dir Sorgen, ob es sich beim Ungeborenen um gesundes Erbmaterial oder Störungen handeln könnte?

Sodass du dich auf die Mutterschaft, die bevorsteht, voll konzentrieren kannst, erkläre ich hier, wann und wie man das Geschlecht des Ungeborenen erfährt, welche bewährten Methoden es dafür gibt und wie man das Erbgut untersuchen lassen kann.

Wann und wie ermittelt man mit der Ramzi-Methode das Geschlecht?

Bereits ab der 5. SSW versuchen manche Frauen, ihr Ultraschallbild nach der Ramzi-Methode zu untersuchen, obwohl diese Methode eigentlich bei speziellen Ultraschalluntersuchungen angewandt wurde, die als Dopplersonografie bezeichnet werden.

Die Dopplersonografie bieten mittlerweile die meisten Arztpraxen an, allerdings wird so eine Untersuchung nicht vor der 20. SSW unternommen und auch dann eigentlich nur, wenn es Auffälligkeiten im Schwangerschaftsverlauf gibt.

Und nur in solchen Fällen werden die Kosten von den Krankenkassen übernommen, denn der Doppler gehört nicht zur Mutterschaftsvorsorge.

Du wirst merken, dass es in der Schwangerschaft sehr vieles zu beachten gibt und man bei der Suche nach zuverlässigen Informationen schnell den Überblick verliert und auch Fehlinformationen zum Opfer fallen kann.

Nicht nur deshalb ist es dringend anzuraten, sich am besten sofort auf die Suche nach einer Hebamme zu machen.

Wie kann man nach der Ramzi-Methode das Geschlecht erkennen?

Nach der Ramzi-Methode wird beim Doppler-Ultraschall von der 5. SSW bis zur 8. SSW gesucht, wo sich Dottersack, Fruchthöhle und Embryo befinden und wo die Nabelschnur ansetzt.

Die Ramzi-Theory geht nun davon aus, dass schwangere Frauen einen Jungen erwarten, wenn die Nabelschnur sich im rechten Bereich des Uterus befindet. Umgekehrt wird es ein Mädchen, wenn sie sich links befindet.

Schwierig dabei ist nicht unbedingt die Tatsache, dass die herkömmlichen ersten Ultraschallbilder oft spiegelverkehrt sind.

Das ist nämlich bei vielen Ultraschallbildern des Bauches der Fall, also müsstest du sie umgekehrt lesen.

Die eigentliche Schwierigkeit habe ich angedeutet, denn eine Doppler-Sonografie macht man in der Regel nicht in der Frühschwangerschaft. Und auch in dem Fall sind weder Plazenta noch Nabelschnur völlig ausgebildet.

So muss die Ärztin oder der Arzt nach hellen Stellen, um die Fruchtblase und Ausbuchtungen, den sogenannten Chorionzotten Ausschau halten, um zu erkennen, ob sich die Nabelschnur auf der linken oder rechten Seite bilden wird.

Tatsächlich können Experten das bereits ab der 4. SSW, etwa ab der zweiten Wochen der Empfängnis erkennen. Ab dieser Zeit wird der Keim nicht über das mütterliche Gewebe, sondern über ihr Blut versorgt.

Die Chorionzotten sind Ausschöpfungen an der Fruchthülle, die einen Teil der Plazenta darstellen und den Kontakt zum mütterlichen Blut vergrößern.

So wird dafür gesorgt, dass zwischen Mama und Baby Sauerstoff ausgetauscht wird. Später entsteht da die Plazenta, die über die Nabelschnur mit dem Baby verbunden ist.

Diese Chorionzotten sind deutlich beim Doppler-Bild zu erkennen, da sich der Bereich, wo sie sich befinden, farblich deutlich von der Umgebung unterscheiden.

Nach der 8. SSW kann die Ramzi-Methode nicht mehr angewandt werden, weil die Plazenta dann anfängt, sich zu bewegen.

Woher kommt die Ramzi-Methode?

Hinter der Methode steckt Dr. Saam Ramzi Ismail. Er ist kein Doktor der Medizin, sondern der Gesundheitswissenschaften und hat einen Master in Sonographie.

Seit 2011 kursiert seine Theorie im Netz, wobei die von ihm durchgeführte Untersuchung auf Internetseiten, die kein Fachmagazin oder Ärzteblatt sind, veröffentlicht wurden.

Außerdem wurde die Studie wieder entfernt, in der 5.000 Schwangere per Vaginalultraschall in der 6. SSW untersucht wurden.

Es wurde darauf geachtet, auf welcher Seite der Gebärmutter sich Plazenta und Nabelschnur befinden.

Wie oben beschrieben wurden anhand der Lage der Plazenta und der Nabelschnur Voraussagen getroffen, ob die Schwangeren Mädchen oder Jungen erwarteten und beim erneuten Ultraschall zwischen der 18. und 20. SSW überprüft.

Laut der Studie sollen die Angaben mit etwas über 97 % gestimmt haben, was als Argument für die Zuverlässigkeit der Methode genommen wurde.

Warum die Ramzi-Theorie nicht sicher ist

Wenn die oben genannte Beschreibung der Herkunft der Ramzi-Methode nicht schon an sich für Bedenken sorgt, dann wird das bestimmt eine Studie, die im Jahr 2010 in Australien durchgeführt wurde und die in der ObGyn Onlinebibliothek vorzufinden ist. 

Auch da hat man an 277 schwangeren Frauen untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Geschlecht des Babys und der Lage der Plazenta gibt.

Laut Studie war der Nabelschnuransatz bei 78 Frauen in der Mitte.

Bei 51 % der Studienteilnehmerinnen lag die Plazenta rechts, wobei sie Jungen trugen. Bei 57 % der Teilnehmerinnen lag die Plazenta auf der linken Seite und sie erwarteten Mädchen.

Diese Ergebnisse zeigen, dass man anhand der Position der Plazenta keine Rückschlüsse auf das Geschlecht des Fötus treffen kann.

Es gibt keine wissenschaftlichen Studien, die die Ramzi-Methode bestätigen. Weder Gynäkologen noch Medizinvereinigungen erkennen seine Auswertung und seine Theorie an.

Ramzi-Methode – Beispiele für die Anwendung

In einem Interview soll Dr. Saam Ramzi Ismail ausdrücklich betont haben, dass die sich Frauenärztin oder der Frauenarzt bei der Ultraschalluntersuchung exakt an die Anweisungen seiner Studie halten sollen, um verlässliche Voraussagen treffen zu können.

Dass die Medizin und Gynäkologie die Methode nicht anerkennt, weißt du ja bereits.

Also wird dein Frauenarzt bestenfalls mit einem Lächeln auf deine Bitte reagieren, sie anzuwenden.

Werdende Eltern sitzen also in den meisten Fällen zu Hause mit ihrem Ultraschallbild und bemühen sich darum, zuerst die Fruchtblase auf dem Scan zu finden (was der dunkle Bereich in der Mitte ist) und sich dann daran zu erinnern, wo die Frauenärztin die Plazenta loziert hat.

Nun kann je nach Ultraschallart der Scan spiegelverkehrt sein, was man natürlich bei der Auswertung zu beachten hat.

Beim vaginalen Ultraschall gehen Eltern in spe davon aus, dass die Plazenta links bedeutet, dass es ein Mädchen wird und ein Junge sollte es sein, wenn die Plazenta rechts zu sehen ist.

Beim spiegelverkehrten Scan des abdominalen Ultraschalls muss man das Bild und die Lage der Plazenta genau umgekehrt deuten.

Wer sich über die Ramzi-Methode richtig informiert hat, wird sie vielleicht zum Spaß verwenden und in einigen Wochen schauen, ob man richtig geraten hat.

Ähnlich wie der chinesische Empfängniskalender oder auch die Nub-Theorie ist diese Art der Geschlechtsbestimmung in erster Linie ein Rätselraten. Apropos…

Wie sicher ist die NUB-Theorie?

Babys haben bereits im ersten Trimester einen Nub, englisch für Vorsprung oder Stummel, im Genitalbereich.

Ab der 8. SSW fängt bei Jungs diese Wulst durch den Einfluss von Testosteron zu wachsen an und es entwickeln sich langsam Penis und Hodensack. Dagegen entstehen bei Mädchen daraus Klitoris und Schamlippen.

Ein Unterschied zwischen den Geschlechtern lässt sich laut der NUB Methode bereits ab der 11. SSW erkennen und manche erfahrenen Ärzte machen Gebrauch von ihr, um die zu diesem Zeitpunkt winzigen Unterschiede zu identifizieren.

Dabei berechnen sie den Winkel, in dem der abstehende Stummel beim Ungeborenen zu seiner Wirbelsäule steht: Ist dieser größer als 30 Grad, so handelt es sich wahrscheinlich um einen Jungen.

Wenn er unter 30 Grad oder parallel liegt oder auch nach unten gerichtet ist, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um ein Mädchen.

So soll es zudem auch möglich sein, nach der Länge und der Form des Stummels zusätzliche Sicherheit in die Voraussagen zu haben.

Ein verästeltes Ende des Stummels kommt eher bei Mädchen vor und schattige Flecken am unteren Ende bei Jungs.

Es ist zwar nicht abzustreiten, dass die Voraussagen von erfahrenen Expertinnen und Experten oft richtig sind, jedoch solltest du dir darüber im Klaren sein, dass die Nub-Methode nicht wissenschaftlich nachgewiesen ist.

Die Voraussage hängt nicht nur von der Expertise des Arztes oder der Ärztin ab, sondern vor allem auch von der Qualität des Ultraschallgeräts und Bildes.

Damit das Geschlecht des Babys nämlich so früh bestimmt werden kann, müssen Wirbelsäule und Stummel auf dem Bild klar erkennbar sein.

Idealerweise liegt das Baby dabei auf dem Rücken. Darüber hinaus darf es sich nicht drehen oder mit den Ärmchen den Bauch verdecken, denn dann haben Ärzte keine Chance, etwas zu erkennen.

Die Frage ist, ob der Arzt oder die Ärztin in der Auswertung von Ultraschallbildern erfahren ist und ein hochauflösendes Ultraschallgerät hat.

Erkundige dich am besten danach, ob er oder sie Erfahrung mit der Diagnose von Fehlbildungen und DEGUM-Prüfungen abgelegt hat. Das ist das Kürzel für die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin.

Wann erfahre ich das Geschlecht meines Kindes?

Tatsächlich dürfen sich Ärztinnen und Ärzte in Deutschland laut Gesetz nicht vor der 12. SSW zum Geschlecht des Ungeborenen äußern (Gendiagnostikgesetz § 15), also sollte man eigentlich nichts vor dem zweiten Ultraschall (zwischen 18. und 22. SSW) erwarten.

Diese gesetzliche Bestimmung gibt es deshalb, um die Gefahr einer Geschlechtsselektion zu umgehen.

Anders ausgedrückt: So will man Abtreibungen verhindern, für die sich Eltern entscheiden könnten, wenn sie sich ein bestimmtes Geschlecht wünschen und ihre Erwartungen enttäuscht werden.

Üblicherweise sind drei Ultraschalluntersuchungen für die gesamte Schwangerschaftsdauer vorgesehen, die von den Krankenkassen bezahlt werden.

Die erste findet zwischen der 8. und 12. SSW, die zweite zwischen der 18. und 22. SSW und die dritte zwischen der 30. und 34. SSW statt.

Beim ersten Ultraschall haben sich die Geschlechtsorgane des Ungeborenen noch nicht so herausgebildet, dass sie sichtbar wären.

Dabei geht es auch gar nicht darum, ob du ein Mädchen oder einen Jungen erwartest, sondern ob die Schwangerschaft intakt ist und um die Berechnung des Geburtstermins.

Beim zweiten Ultraschall achten Ärztinnen und Ärzte hauptsächlich darauf, welche Fortschritte die Schwangerschaft macht und ob es Fehlbildungen und andere Auffälligkeiten bei Kind und Mutter gibt.

Mit der fetalen Sonografie kann nun auch das Geschlecht des Babys bestimmt werden.

Aber auch dann sollten sich werdende Eltern nicht völlig auf die Voraussage verlassen.

Beim dritten Ultraschall wird das Kind gemessen, sein Herzschlag überprüft und natürlich auch geschaut, ob sich das Baby in einer günstigen oder ungünstigen Lage befindet.

Wie wird das Geschlecht festgestellt und wie Störungen des Erbguts ermittelt?

Beim sogenannten Nicht-invasiven Pränataltest (NIPT) ist es seit 2012 ab der 10. SSW möglich, das Erbgut des Ungeborenen auf Chromosomenstörungen und nebenbei auch auf das Geschlecht zu untersuchen.

Über einen Bluttest lassen sich Stückchen des kindlichen Erbguts nachweisen und bei einem komplexen Untersuchungsverfahren eventuelle Störungen der Anzahl der Chromosomen 13, 18, 21, X und Y erkennen.

Dabei kann mit einer Zuverlässigkeit von 99 % eine Trisomie 21 identifiziert werden, was vor allem für Frauen mit Risikoschwangerschaften interessant ist.

Andere Störungen wie Trisomie 18 und 13 oder der Geschlechtschromosomen können dabei nicht ganz so zuverlässig erkannt werden. Das Geschlecht des Kindes jedoch schon.

Auf das Ergebnis wartet man in der Regel zwischen einer und zwei Wochen.

Manchmal muss man den Bluttest auch wiederholen lassen, wenn sich herausstellt, dass in der ersten Blutprobe zu wenig kindliches Erbgut war.

Das passiert eher in der 10. SSW als in der 16. SSW.

Es ist anzuraten, mit dem Test zu warten, da die Kosten der dazugehörigen Beratungen, Ultraschalluntersuchungen und der Analyse des Erbguts in der Regel nicht von den Krankenkassen übernommen werden. Am besten vorher nachfragen.

Abschließende Gedanken

Wenn eine Frau schwanger ist, kommt sehr schnell die Frage auf: Wird es ein Junge oder ein Mädchen?

Vielleicht fragt sich das nicht unbedingt die werdende Mama, sondern vor allem ihr Umfeld?

Und ehe man sich so richtig an den Gedanken gewöhnt hat, kommt vielleicht eine Freundin auf einen zu und erzählt von der Ramzi-Methode: “So kannst du schon beim ersten Ultraschall erkennen, ob du ein Mädchen oder einen Jungen bekommst!”

In diesem Beitrag habe ich erklärt, dass diese so verlockend einfache und kostenfreie Methode aber leider nicht ernst zu nehmen ist.

Weder ist ihr Erfinder ein Doktor der Medizin, noch hat die Fachwelt seine Methode anerkannt.

Im Gegenteil lassen die Ergebnisse einer anderen wissenschaftlichen Studie, die geprüft und auch einsehbar ist, darauf schließen, dass die Ramzi-Methode schlicht und einfach falsch ist.

Experten wie der Frauenarzt Dr. Kai-Sven Heling, der auch Spezialist auf dem Gebiet der Pränataldiagnostik ist, mahnen aber auch bei der sogenannten Nub-Theorie zur Vorsicht, mit der manche Ärztinnen und Ärzte das Geschlecht des Ungeborenen bestimmen.

Nicht nur, weil auch diese Methode nicht wirklich wissenschaftlich nachgewiesen ist, sondern vor allem deshalb, weil das Gesetz in Deutschland Ärztinnen und Ärzten verbietet, vor Ablauf der 12. SSW Aussagen über das Geschlecht des Babys zu treffen.

Wissenschaftlich hat sich ein spezieller Bluttest als sehr zuverlässig für die Geschlechtserkennung erwiesen, der ab der 10. SSW gemacht werden kann.

Allerdings ist er zur Identifizierung von eventuellen Störungen des kindlichen Erbguts gedacht.

So groß die Neugierde auf das Geschlecht auch sein mag, bestimmt wirst du dem zustimmen können: Egal, ob Mädchen oder Junge, Hauptsache gesund!

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