Bindungstypen – die Chemie muss stimmen!
Welcher der Bindungstypen ist gerade für dein Kind eine sichere Basis für eine sichere Bindung?
Auf diese und viele andere Fragen gibt die Bindungstheorie antworten.
Was kann uns die Bindungstheorie in Erziehungssachen mitgeben?
Welche kindliche Bindung beeinflusst am meisten seine gesunde und altersgemäße Entwicklung und welcher Bindungsstil ist der beste für die gesunde Entwicklung des Kindes?
Auch wenn lange Zeit gedacht wurde, dass sicher gebundene Kinder verwöhnt sind, ist dem nicht so.
Im 20. Jahrhundert wurde endlich dieses Missverständnis, dass Kinder schon von klein auf lernen müssen, dass nicht alle um sie herum nach ihrer Pfeife tanzen müssen und dass es ganz ok ist, sie auch mal schreien zu lassen, um sie “abzuhärten”, dank den Forschern John Bowlby und Mary Ainsworth, aus dem Weg geschafft.
Die Bindungsforschung lehrt uns, dass es mehrere Bindungstypen gibt.
Die sogenannte Bindung ist eine spezifische sozio-emotionale Beziehung zwischen dem Baby und der vertrauten Bindungsperson, meistens der Mutter, die im ersten Lebensjahr des Babys entsteht, wobei die Qualität der Fürsorge entscheidend ist.
Der Bindungstheorie nach dient dem Baby die vertraute Bindungsperson (die Mutter) als sichere Basis, von der aus die Welt um sich erkundet wird, wobei es hin und wieder kontrolliert, ob die Bindungsperson in Reichweite ist.
In Situationen, die eine Gefahr für das Kind darstellen wie Hunger, Lärm und Unbekanntes, aktiviert sich das Verlangen nach der Bindungsperson und das Kind sucht Sicherheit und Schutz.
Das Bindungsverhalten ist bei jedem Kind und jeder Situation verschieden, so können wir beobachten, wie Kinder schreien, lächeln, sich festklammern, zur Mutter krabbeln oder einfach die Nähe der vertrauten Bindungsperson suchen.
Der Bindungsstil hängt von der Fähigkeit der Bindungsperson, das Verlangen nach Nähe und die Empfindlichkeit des Kindes wahrzunehmen und zu erkennen, ab.
Der Bindungstheorie nach formiert das Baby schon ab der Stillzeit eine innere Wertvorstellung, die die Kombination von Interaktion und Repräsentation der wichtigsten Aspekte der Mutter-Kind-Beziehung einbezieht.
Mit anderen Worten, aufgrund der Fähigkeit der Mutter seine Bedürfnisse zu erkennen und sie auch zu erfüllen, formiert das Kind ein Bild über sich selbst als Wesen, das der Zuwendung und Liebe würdig oder nicht würdig ist und kommt zur Schlussfolgerung, ob die Mutter willig und fähig ist, seine Bedürfnisse zu befriedigen.
Die innere Wertvorstellung dient am Anfang als Interpretation und als ein Leitfaden in der Kommunikation mit der Mutter bzw. den Eltern.
Und während das Kind älter wird und gedeiht, dient diese innere Wertvorstellung dazu, Beziehungen und Bekanntschaften zu anderen Menschen aufzubauen.
Nach John Bowlby bedingt sich gegenseitig das Verhalten zwischen Baby und der Bezugsperson. Babys sind im ersten Lebensjahr auf das Schreien und Weinen angewiesen, denn anders können sie mit der Mutter bzw. den Eltern und anderen Menschen nicht kommunizieren.
Wenn die Mutter oder eine andere Bezugsperson, aber meistens ist es die Mutter im ersten Lebensjahr, sofort auf die Bedürfnisse des Babys eingeht und reagiert und sie anschließend auch befriedigt, wird das Baby Vertrauen entwickeln, Vertrauen zu der Bezugsperson und somit auch Vertrauen in sich.
Und Vertrauen in sich selbst ist auch das Schlagwort, was uns allen doch so wichtig ist bei einer gesunden Entwicklung unserer Kinder.
Deswegen ist es so wichtig, auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen, zu reagieren und sie anschließend auch zu befriedigen.
Denn Babys können sich ihre Bedürfnisse, vor allem im ersten Lebensjahr, nicht selbst erfüllen und sind auf unsere Hilfe bzw. die Hilfe der Mutter oder des Vaters angewiesen.
Kind und Mama lernen sich als Erstes kennen, sodass Mütter meistens die primären Bezugspersonen des Babys sind, denn Mütter sind ja diejenigen, die sich im ersten Lebensjahr um das Baby und seine Bedürfnisse kümmern, sei es Füttern, Zuneigung, Liebe oder etwas anderes.
Ungefähr ab dem 6. bis 8. Lebensmonat fangen Babys an zu “fremdeln”, was bedeutet, dass sie eine Bindung mit der primären Bezugsperson (Mutter, Vater) aufgebaut haben.
Fremdeln ist zwar oft nervig für die Eltern, aber es ist ein großer Schritt und ist von großer Bedeutung für die gesunde kindliche Entwicklung.
Der primäre Bindungsstil, in diesem Fall zur Mutter beeinflusst das Kind und die kindliche Entwicklung am meisten.
Andere Bezugspersonen können ebenfalls Bindungspersonen für das Kind werden, in diesem Fall bauen sie mit diesen Personen einen anderen Bindungsstil auf, wobei der Bindungsstil mit der primären Bindungsperson, meistens der Mutter, das Kind am meisten beeinflussen wird.
Wenn die Mutter gemäß auf die Bedürfnisse des Kindes eingeht und sie erfüllt, vor allem in Stresssituationen, ermöglicht sie ihrem Kind eine sichere Basis anhand der das Kind das Bild über sich selbst und die Welt um sich erstellt sowie Stresssituationen gefestigt gegenübersteht.
Wie schon erwähnt, ist eine fürsorgliche Betreuung der Mutter (Eltern) wichtig, weil es dem Kind ermöglicht, sich selbst zu akzeptieren, sich positiv wahrnimmt und dass es sich angenommen und geliebt fühlt.
Unter kindgerechter Betreuung versteht man häufige Interaktion mit dem Kind, das Akzeptieren seines Wesens und Temperaments, ihm Ehre erweisen und es als kleinen, eigenständigen Menschen anerkennen, anstatt es dem eigenen Rhythmus und Temperament anpassen zu wollen.
Eine Mutter oder Vater, die das Feingefühl für kindgerechte Betreuung haben, wird vernünftige Grenzen setzen, konsequent in ihrer Umsetzung sein und durch das Spielen teilnehmen, während das Kind die Welt um sich herum erkundet. Um deinem Kind zu helfen, die Welt um sich herum zu verstehen, solltest du sein falsches Benehmen kritisieren und nicht sein Temperament und Charakter.
John Bowlby war einer der Vorreiter der Bindungstheorie und beschrieb als Erster die Verbindung und das unsichtbare Band zwischen Kind und der engsten Bindungsperson, meistens der Mutter und wie wichtig und bedeutend dies für die weitere Entwicklung des Kindes ist.
Diese Verbindung besteht nämlich auch dann, wenn Kind und Mutter zeitlich und räumlich getrennt sind. John Bowlby behauptete auch, dass solche Trennungen, vor allem längere, sehr traumatisch für Kleinkinder sind und dass sie sich sogar negativ auf ihre Psyche auswirken könnten.
Mary Ainsworth erprobte und erweiterte Bowlbys ursprüngliche Theorie, indem sie eine standardisierte Verhaltensbeobachtung durchführte und zum Entschluss kam, dass Eltern für das Kleinkind die sogenannte “sichere Basis” darstellen. Sie stellte auch fest, dass sich die Bindungen zwischen Kind und der vertrauten Bindungsperson in der Qualität unterscheiden.
Dank John Bowlby und Mary Ainsworth weiß man heute, wie man Kleinkinder unter 3 Jahren in Krippen ohne psychischen Schmerz und traumatische Erfahrungen eingewöhnen soll und kann.
Heute weiß man auch, dass Jugendliche, die straffällig werden, als Babys keine sichere Bindung zur Mutter bzw. Eltern hatten.
Es ist auch unumstritten, dass sie unter psychischen Problemen leiden, wie Depressionen und dass sie unfähig sind, eine Beziehung mit anderen Menschen einzugehen oder sogar ihre eigene Mutter hassen.
Bindungs- und Explorationsverhalten
Babys wenden intuitiv verschiedene Verhaltensweisen an, sodass ihre Bedürfnisse befriedigt werden.
Diese Verhaltensweisen sind unter anderem sich an die Bindungsperson anklammern, weinen oder schreien.
Die Bindungsperson (Mutter, Vater…) reagiert auf diese Verhaltensweisen ebenso intuitiv.
Die Eltern reagieren so intuitiv, weil der Anblick des Säuglings in ihnen, durch sein Kindchenschema, das Bedürfnis auslöst, dieses kleine und hilflose Wesen zu beschützen.
Durch die positive Interaktion zwischen Kind und Eltern und durch die rechtzeitige Erkennung und Befriedigung der Bedürfnisse des Kindes entsteht Vertrauen, das die Bindung festigt.
Durch diese Festigung entsteht eine positiv geprägte Beziehung zwischen Kind und Bindungsperson, was zu einer sicheren Bindung führt.
Sicher gebundene Kinder bewältigen besser Stresssituationen und lösen Probleme viel einfacher, wobei sie ihre Umwelt mit viel Explorationsfreude erkunden und als spannend und herausfordernd empfinden.
Die “sichere Basis”, zu der sie immer wieder zurückkommen können, ermöglicht diesen Kindern einfacher soziale Kontakte zu knüpfen und neugieriger ihre Umgebung zu erkunden.
Voller Begeisterung und Enthusiasmus erkunden sie die Welt um sich, denn sie wissen, wenn sie Trost brauchen, können sie den bei ihrer “sicheren Basis” holen.
Kinder, die also sehr gerne explorieren, begeistert, voller Enthusiasmus, Neugierde und voller Entdeckungsfreude die Welt um sich erkunden, sich dabei sicher und ungestört fühlen, fühlen sich sicher, weil sie eine “sichere Basis”, der sie Vertrauen, haben.
Was bedeutet, dass Bindung und das Erkundungsverhalten bzw. die Explorationsfreude einander bedingen.
Die Trennung von der Bindungsperson (in den meisten Fällen die Mutter) ist für Kleinkinder zunächst schwer zu verkraften, doch wenn eine andere bekannte Person, wie z.B. der Vater in der Nähe ist, erleichtert dies die Entbehrung und das Kleinkind wendet sich an den Vater.
Wie entsteht die Bindung zwischen Mutter (Eltern) und Kind?
Wir Erwachsene sehen ein Baby als niedlich, klein und hilflos an.
Ein Baby hat aber einen Schlüsselreiz, das sogenannte “Kindchenschema”, was in uns Müttern (Eltern) den Beschützerinstinkt erweckt und wir bereit sind, seine Bedürfnisse zu befriedigen.
Das Baby hat angeborene Verhaltensweisen, mit denen es sich aufmerksam macht.
Mit Anklammern oder Weinen drücken sie ihre Gefühle aus und fordern Hilfe und Zuwendung von uns Erwachsenen.
Wir Mamas (Eltern) sind auch so intuitiv veranlagt, dass wir auf diese Signale des Babys reagieren, indem wir versuchen, es zu trösten, zu füttern oder schenken ihm die benötigte Nähe und Sicherheit, wobei nach und nach eine tiefe Bindung entsteht.
Diese Bindungsbeziehung ist wichtig für das Kind, um sich sicher fühlen zu können und dass es sich in deiner Gegenwart frei fühlen und entfalten kann.
Das Kind entwickelt nicht nur Vertrauen in dich, sondern auch in sich und seine Möglichkeiten und Fähigkeiten, was ihm hilft, weitere Beziehungen zu knüpfen und mit Stresssituationen umgehen zu können.
Diese konstruktive und sichere Bindung ist ausschlaggebend für eine gesunde und altersgerechte Entwicklung des Kindes.
Bowlbys Theorie besagt, dass sich das Bindungsverhalten und Explorationsverhalten wechselseitig bedingt.
Was bedeutet, dass Kinder emotionale Sicherheit und Stabilität brauchen, um ihre Umgebung erforschen zu können und somit auch fähig sind, Lernerfolge erzielen zu können.
Auch anderen Forschern nach sind unsicher gebundene Kinder misstrauisch, psychisch labil und straffälliger als Kinder mit einer sicheren Bindung, die sich wohl und sicher fühlen und sich viel leichter von der Bindungsperson lösen, wobei sie ein bedeutend größeres Explorationsverhalten zeigen.
Welche Arten von Bindungstypen gibt es?
Mary Ainsworth wies in ihrem Mutter-Kind-Bindung-Experiment nach, dass es vier unterschiedliche Bindungstypen gibt.
Die Qualität der Bindung wurde durch Experimente, den sogenannten Bindungstypen-Test, mit den Müttern und deren zwischen 12 und 18 Monate alten Kindern durchgeführt.
Zunächst betraten Mutter und Kind einen Raum, wo sich Spielzeug für das Kind befand.
Zunächst befanden sich dort beide alleine, die Mutter las ein Buch und das Kind spielte.
Danach betrat eine fremde Person den Raum, die daraufhin Kontakt mit dem Kind aufnahm.
Danach verließ die Mutter den Raum für kurze Zeit und die fremde Person blieb alleine mit dem Kind zurück, bis die Mutter kurz darauf zurückkam.
Daraufhin verließ die Mutter gemeinsam mit der fremden Person nochmals den Raum und das Kind blieb ganz alleine zurück im Raum, bevor die Mutter zurückkehrte.
Während diesen Experimenten wurden die Kinder die ganze Zeit gefilmt.
Die Analyse ergab, dass die Reaktionen der Kinder sehr unterschiedlich waren und dass es vier Bindungstypen bei Kindern, entsprechend der Reaktionen der Kinder gibt:
1. Die unsicher vermeidende Bindung (A-Typ)
Dieser Bindungstyp bei Kindern ist das Resultat früherer Erfahrungen des Kindes mit der Mutter, die auf seine Bedürfnisse nach Nähe und psychischer Unterstützung nicht reagierte.
Solche Mütter reden über ihr Baby nur lieb, spielen mit dem Baby, kümmern sich um die Badens- und Schlafenszeiten, jedoch werfen sie alle Bedürfnisse nach Annäherung ab.
Sie mögen keinen nahen Kontakt und fühlen sich nicht wohl, wenn das Baby das Verlangen nach körperlicher und emotionaler Nähe zeigt.
Diese Kinder zeigen wenig oder gar keine Angst vor fremden Personen und fühlen sich nur unwohl, wenn sie alleine bleiben.
In Situationen wie der erste Kindergartentag zeigt das “vermeidend-unsichere Kind” eine kleine Beunruhigung, wenn es von den Eltern getrennt wird.
Der Grad seiner Beunruhigung ist sehr gering und es fängt auch zügig an, mit dem Spielzeug zu spielen.
Wenn die Eltern zurückkehren, wird dieses Kind ihnen ausweichen und weiter spielen wollen.
Das heißt aber nicht, dass es nicht traurig ist, es hat lediglich gelernt, seine Gefühle (in diesem Fall Trauer) nicht zu zeigen, weil es keine Antwort darauf bekommen wird (in diesem Fall Trost).
Genauso ist es, wenn die Eltern das Kind abholen und das Kind Glück zeigt, weil die Eltern zurück sind, in diesem Fall erfordert die Situation meistens einen körperlichen Kontakt wie eine Umarmung.
Da aber die Bindungsperson bis jetzt die unsicher vermeidende Bindung mit dem Kind aufgebaut hat, weil sie nicht artgemäß auf die Bedürfnisse des Kindes auf Körperkontakt eingegangen ist, wird das Kind kein Glück bei der Rückkehr der Mutter zeigen.
Kinder, die eine unsicher vermeidende Bindung entwickelt haben, zeigen Mängel bei Zusammenarbeit, Explorationsverhalten und bei Empathie.
Obwohl sie sich in ihrer Exploration zunächst nicht einschränken lassen, was auf eine stabile Persönlichkeit hinweist, ist dem aber nicht so, weil der Anschein trügt.
Diese Kinder haben lausige Beziehungen zu ihren Altersgenossen und vermeiden und weichen nahen emotionalen Beziehungen aus, weil sie der Meinung sind, dass diese Emotionen unwichtig sind.
Das ist das Resultat, weil die Eltern nicht auf seine Bedürfnisse eingegangen sind.
Die Bindungstypen der Kinder beziehen sich auch auf die Bindungstypen der Erwachsenen später, während der weiteren Entwicklung, wo diese negative Erfahrung mit den Eltern dazu führt, dass sie auch als Erwachsene negativ und schlecht mit Emotionen umgehen können und kein Selbstvertrauen entwickeln können.
Unsicher vermeidende Erwachsene zeigen Angst vor Intimität, haben kein Vertrauen zu Menschen, fühlen sich unwohl, wenn sie nahe mit jemandem sind, werden nervös und brechen den Kontakt ab, wenn sich ihnen jemand zu nähern versucht.
2. Die sichere Bindung (B-Typ)
Die Mutter oder der Vater, die eine Feinfühligkeit für die Bedürfnisse des Kindes hat, die/der sich um das Kind sorgt und auf all seine Bedürfnisse eingeht.
Sei es nun Hunger, Angst, Nähe oder verlangen nach Spielen, lehren das Kind, dass es selbst und seine Bedürfnisse wichtig sind und dass sie der Bindungsperson vertrauen können.
Die innere Wertvorstellung beinhaltet bei diesem Kind auch die sichere Basis an Vertrauen, dass die Bindungsperson erreichbar, feinfühlig und hilfreich bei der Zufriedenstellung seiner Bedürfnisse sein wird.
Eine fremde Situation bereitet für dieses Kind kein Hindernis, wenn die Mutter (Bindungsperson) dabei ist.
Sie werden die Umgebung erkunden und reagieren weniger ängstlich. Jedoch eine fremde Situation, wie das erste Mal im Kindergarten wird mit Protest und Weinen verfolgt.
Es wird schreien und weinen, doch die Erzieherin wird es beruhigen können, denn es hat Vertrauen in erwachsene Menschen entwickelt.
Zudem wird die Erzieherin, das Kind mit einem neuen Spielzeug begeistern können, weil es sich genügend sicher fühlt, um entdecken zu können.
Wenn die Mutter zurück ist, wird das Kind zunächst weinen, weil es sich daran erinnern wird, dass die Mutter es verlassen hatte.
Doch wenn die Zeit der Eingewöhnung vergeht, wird das Kind die Mutter mit einem Lächeln erwarten.
Kinder, die eine sichere Bindung zu ihren Eltern (Bindungspersonen) haben, zeigen mehr Erkundungslust, lösen Probleme besser und leichter und haben bessere Beziehungen mit Altersgenossen.
Sie zeigen mehr Enthusiasmus, positive Emotionen und sind ehrgeiziger, was hervorragende Eigenschaften auch im Erwachsenenalter sind.
3. Die unsicher ambivalente Bindung (C-Typ)
Nach Ainsworth entsteht dieser Bindungstyp als Folge von inkonsequentem Benehmen der Mutter.
In diesem Fall reagiert die Mutter manchmal auf die Bedürfnisse nach Nähe und ist zugänglich und ein anderes Mal nicht.
Diese Kinder erleben die Mutter (oder eine andere Bindungsperson) als inkonsistent und inkonsequent, weil sie eine zweideutige Nachricht bekommen – in einem Moment sind sie anerkannt und im anderen zurückgewiesen.
Die innere Wertvorstellung dieser Kinder ist von einer Ungewissheit charakterisiert, denn sie wissen nicht, ob die Mutter zugänglich für sie und ihre Bedürfnisse sein wird oder nicht.
Das führt dazu, dass diese Kinder unsicher und ängstlich werden und alle Erwachsenen um sich herum als unzuverlässig einordnen.
Die Folge einer unsicher ambivalenten Bindung ist, dass das Selbstvertrauen, die Selbstachtung sowie die Motivation die Umgebung zu entdecken, von der Mutter und ihrer Unterstützung abhängig sein wird.
Solch eine Abhängigkeit erschwert die angemessene Entwicklung der emotionalen Beziehungen und führt zu einer emotionalen Instabilität und Empfindlichkeit auf Stresssituationen.
Eine fremde Situation wie der Kindergartenstart wird bei diesen Kindern eine starke Trennungsstörung hervorrufen.
Sie hören nur schwer auf zu weinen, auch dann, wenn die Mutter zurückkommt und sie tröstet.
Die Rückkehr der Mutter löst in ihnen eine Mischung von Erleichterung und Empörung aus, weil sie verlassen wurden.
Manchmal haben sie einen Tobsuchtsanfall oder suchen die Aufmerksamkeit anderer, die sie danach ablehnen.
Diese Kinder interessieren sich auch für neue Spielzeuge nicht und deswegen wird die Eingewöhnung auch viel länger dauern.
Unsicher-ambivalent gebundene Kinder zeigen auch in der Anwesenheit der Mutter Unsicherheit, Angst, wenig Explorationsfreude und spielen mit neuem Spielzeug nicht, weil ihre bisherigen Bedürfnisäußerungen ignoriert wurden.
4. Die desorganisierte Bindung (D-Typ)
Kinder, die diese Form des Bindungsverhaltens zeigen, sind Kinder von Müttern mit schlechten bzw. negativen Bindungserfahrungen, die im Kindesalter misshandelt wurden oder unter nicht abgeschlossener Trauer leiden.
Solche Mütter sind meistens sehr inkonsequent und zu sehr beschäftigt, sodass das Kind die Mutter nicht zur Verfügung hat, wenn es sie braucht und kein Vorbild darstellen, mit denen es sich identifizieren kann.
In diesem Fall wird das desorganisiert-verbundene Kind jedes Mal, wenn das Verlangen nach Bindung auftaucht, verwirrt sein.
Die desorganisierte Bindung charakterisiert eine Mischung aus vermeidenden, ambivalenten und sicheren Benehmen.
Kinder mit desorganisierten Bindungsverhalten haben kein etabliertes Benehmensmuster, sondern wirken betäubt, verwirrt, ängstlich und benehmen sich unangemessen und widersprüchlich.
Solch ein Bindungsmuster wird durch eine frühkindliche Traumatisierung ausgelöst und führt zu einer ernsthaften Bindungsstörung, wobei diese Kinder sogar aggressiv der Mutter gegenüber werden können.
Wenn solche Kinder heranwachsen, zeigen sie vermehrt das Verlangen nach Kontrolle.
Weil sie auf diese Art und Weise gewisse Situationen voraussehen können, was ihnen wiederum ein Gefühl der Sicherheit gibt.
Einfluss der Mutter (Eltern)
Wie schon erwähnt, spielt die Mutter bzw. spielen die Eltern eine entscheidende Rolle im Prozess der Eingewöhnung des Kindes an eine fremde Situation und egal, wie das Temperament des Kindes ist, können Eltern das Tempo der Eingewöhnung beeinflussen.
Ein Kind, das eine sichere Bindung mit der Mutter (den Eltern) entwickelt hat, wird leichter mit unbekannten Situationen und Stresssituationen umgehen können, als ein Kind, das eine andere Bindungsqualität im Bindungssystem mit der Mutter bzw. den Eltern entwickelt hat.
Gut zu wissen ist, dass die Bindung und die Bindungsqualität veränderlich ist und dass der Bindungsstil, den du und dein Kind entwickelt habt, nicht bis zum Ende des Lebens so bleiben muss.
Du kannst dem Kind helfen, mit neuen Situationen leichter umzugehen und ihm ermöglichen, zu einem stabilen und selbstsicheren Menschen heranzuwachsen, der in der Lage ist, gesunde und aufrichtige Beziehungen zu anderen Menschen aufrechtzuerhalten, wenn du anfängst, deine Art mit dem Kind umzugehen zu ändern.
Da die Gründe, wieso wir einen bestimmten Bindungsstil pflegen bzw. aufgebaut haben, meistens tief in uns vergraben liegen, ist es empfehlenswert einen Kinderpsychiater oder einen anderen Experten aufzusuchen, um die Antworten auf deine Fragen leichter finden zu können.
Denn wieso sich ein Kind so benimmt, wie es sich benimmt, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, die nur ein Spezialist erkennen kann und dir und deinem Kind helfen kann, die möglichen Probleme oder Hindernisse, die einer qualitätsvollen Bindung im Wege stehen, zu lösen und beheben.
Wenn das Kind älter als drei Jahre ist und du erkannt hast, dass du mit ihm eine unsicher vermeidende Bindung, unsicher ambivalente Bindung oder desorganisierte Bindung aufgebaut hast, ist ein Besuch bei einem Spezialisten, wo du dir Rat holen kannst, empfehlenswert.
Kinder reagieren am besten auf eine Spieltherapie, die Kindern ermöglicht, die angesammelten Gefühle wie Angst, Ärger, Trauer, Frustration, Eifersucht und andere negative Gefühle, die wegen der ignorierten Bedürfnisse entstanden sind, “loszulassen”.
Durch das Spielen wird das Kind das Gefühl der Sicherheit und der Kontrolle über das eigene Leben gewinnen und so auch viel fähiger sein, in Zukunft eine sichere Bindung zu anderen Menschen aufbauen zu können.
Spiele, die die Bindung fördern?
Wie schon erwähnt, fördert man die Bindung und das Bindungsverhalten zwischen der Mutter (Eltern) und Kind durch Spielen.
Bindungsspiele sind sehr hilfreich und erklären uns Erwachsenen, was in unseren Kindern vorgeht. Babys und Kinder bauen den Stress durch Schreien und Weinen ab.
Schreien und Weinen ist einfach ihre Art zu kommunizieren und ihre Gefühle zu zeigen, denn sie wissen es nicht anders.
Sie befreien sich somit von negativen Gefühlen, oder besser gesagt, sie entlasten sich.
Wenn man es so betrachtet, sieht man auch ein, dass das Wüten und Weinen eigentlich eine Art Kraftquelle für die Kleinen ist und anstatt diese Gefühle zu unterdrücken, sollten wir sie fördern, um ein gesundes Bindungsverhalten zu unterstützen.
Kinder bauen aber auch Stress durch Lachen, das vom Herzen kommt ab und durch Bindungsspiele wird so ein Lachen erreicht.
Während du mit deinem Baby oder Kleinkind spielst, fühlt es sich geliebt, gesehen und wertgeschätzt.
Wichtig ist auch, während du mit deinem Kind spielst, dass dich nichts anderes ablenkt, sondern du dich nur für das Kind und eure Interaktion interessierst.
Eine halbe Stunde pro Tag reicht schon, um die Qualität der Bindung zwischen dir und deinem Kind zu stärken.
Aber eine halbe Stunde, in der du das Handy wegstellst und dich nur auf euch zwei konzentrierst und du dem Kind deine volle Aufmerksamkeit schenkst ohne Unterbrechung.
Die Regeln sind einfach – Was gemacht wird, entscheidet dein Kind, wie es gemacht wird, bestimmt auch dein Kind und du darfst nicht urteilen oder bewerten oder das Spiel in eine bestimmte Richtung lenken wollen.
Du denkst nun bestimmt, dass es irgendwelche besonderen Spiele mit teuren Requisiten sind, aber nein, es sind ganz einfache Spiele, die überall durchgeführt werden können.
Einige werde ich dir nun kurz vorstellen.
Spiele für Babys und Kleinkinder
So entwickelt sich schon im Babyalter Selbstbewusstsein und Vertrauen, das Baby fühlt sich sicher und empfindet Lebensfreude. So baut man eine Beziehung zum Baby auf und sie lernen mit uns zu kommunizieren.
• Guck-guck
• In den Bauch pusten
• Auf den Knien schaukeln
• Lautsprache des Kindes nachahmen
• Backe-Backe-Kuchen
• Mit den Zehen spielen
• Zum Rhythmus der Musik in den Armen wiegen
Körperkontakt
Körperkontakt ist essenziell, um ein Bindungsverhalten zu fördern.
Nicht jedes Kind mag den Körperkontakt und kommt zum Kuscheln, aber durch ein bisschen Feinfühligkeit und Spielen kannst du den Körperkontakt auch ein bisschen herbeiführen, um eine sichere Bindung aufzubauen.
• Huckepack
• Raufen
• Kreisspiele
• Schubkarrenspiel
Machtumkehrspiele
Hier kannst du dein schauspielerisches Talent unter Beweis stellen, indem du vorgibst, schwach, ängstlich, wütend, begriffsstutzig oder ungeschickt zu sein.
Durch das Lachen befreit sich dein Kind vom aufgebauten Stress und vom Gefühl der Machtlosigkeit.
• Dein Kind erschreckt dich mit einer Gummispinne und du rennst davon
• Kissenschlacht, wo du vorgibst ganz schwach zu sein
• Fangenspielen, wo du vorgibst ganz langsam zu sein
• Schaukeln, du weichst aus, sodass dich dein Kind nicht mit den Füßen berührt oder du tust so, als ob du immer wieder die Schaukel verpasst
Kooperative Spiele und Aktivitäten
Kooperative Spiele sind keine kompetitive Spiele, denn hier hast du und dein Kind das gleiche Ziel und es gibt keinen Verlierer oder Konkurrenz.
• Gemeinsames Singen
• Gemeinsames Basteln
• Gemeinsames Kochen
• Gemeinsam einen Turm aus Bausteinen bauen
Regressionsspiele
Es ist nichts Schlimmes dabei, wenn dein Kind auf einmal vorgibt, ein kleines Baby zu sein.
Es kann zum Beispiel dazu kommen, wenn ein Geschwisterchen geboren wird und das ältere Kind sich verdrängt fühlt.
Hier darfst du ruhig mitspielen und es in den Schlaf wiegen oder Guck-guck spielen.
Ein Kind verarbeitet damit nur seine Gefühle und Eindrücke vom Alltag und außerdem ist ja nichts Schlimmes bei etwas Lallen, wir Großen mögen es ja auch.
Nonsens-Spiele
Hier ist das Ziel dein Kind zum Lachen zu bringen, indem du dich absichtlich ungeschickt und “doof” hinstellst.
Hier darfst du es auch ruhig übertreiben, denn so baut dein Kind den angesammelten Stress ab und die Qualität der Bindung steigt.
• Die Kleidung falsch anziehen (z.B. Hosen an den Kopf)
• Puzzleteil an der falschen Stelle einfügen und sich wundern, wieso es nicht klappt
• Kinderlieder falsch singen
Nicht kindzentrierte Spiele
Hier brauchst du Requisiten, die die Kreativität und Fantasie deines Kindes anregen.
Wie z.B. Puppen, Puppenhaus, Bauklötze, Anziehsachen fürs Verkleiden, Malkasten, Bastelrequisiten, Stofftiere, Spielautos…
Hier ist es wichtig, dass du dein Kind entscheiden lässt, was es mit den ausgesuchten Requisiten anfangen möchte und was das Thema des Spieles sein sollte.
Keine Sorge, dein Kind wird schon ein Thema, das es beschäftigt oder bedrückt aussuchen.
So hilfst du dem Kind, angehäufte Frustrationen oder traumatische Ereignisse zu verarbeiten.
Du darfst aber nur mitspielen, wenn dein Kind dich dazu auffordert, sonst beobachte nur aufmerksam und sei präsent.
Trennungsspiele
So hilfst du deinem Kind, durch das Spielen mit Trennungssituationen umzugehen, indem du räumliche Distanz zum Kind schaffst.
• Verstecken spielen
• Guck-guck
• Fangen mit Verstecken kombiniert und wenn dich dein Kind findet, dann versuchst du es zu fangen, wobei du natürlich ganz lahm bist und keine Chance hast
Kontingenzspiele
Hier wiederholt sich die gleiche Handlung und das Gefühl der Vorhersehbarkeit und Sicherheit gibt dem Kind die Macht.
Zu Kontingenzspielen gehören auch Imitationsspiele.
• Huckepack, wo dein Kind ansagt, wo es lang geht
• Du machst mit dem Kind aus, gewisse Bewegungen vorzumachen und du machst sie nach
• Wiederholung von lustigen Bewegungen oder Geräuschen
Symbolspiele
Hier sucht die Auswahl an Requisiten nicht das Kind, sondern du aus.
Du stellst das problembezogene Thema dar, bei dem du weißt, dass es dein Kind verarbeiten muss.
• z.B. dein Kind war neulich beim Arzt (du stellst einen Arztkoffer vor dein Kind und lässt dein Kind die Macht übernehmen, indem es den Arzt spielen darf und du dich untersuchen lässt) – so verarbeitet dein Kind den Stress, der wegen des Arztbesuches entstanden ist
Abschließende Gedanken
Liebe Mama, wenn du dies hier liest, dann bin ich mir sicher, dass du mit deinem Kind schon eine sichere Basis aufgebaut hast.
Denn Mamas, die sich über die Erziehung und den Umgang mit dem Baby oder Kleinkind Gedanken machen, sind schon einen Schritt den anderen voraus.
Unsicherheit ist eine ganz natürliche Begleitung bei uns Mamas, sie wird ein bisschen von uns selbst und ein bisschen von unserer Umgebung aufgedrängt.
Das Gute ist, dass du diesen Unsicherheiten nicht gleich nachgehst und nachgibst, sondern sie erforschst und dich schlau machst.
Wie du ja siehst, ist die Bindungstheorie und die verschiedenen Bindungstypen beim Kind ein erforschtes, aber auch ein sehr umfangreiches Thema, das von vielen Faktoren abhängig ist.
Wichtig ist, dass du deinem Herzen und deinem Instinkt folgst und wenn du Zweifel hast, dich an eine Fachperson bzw. einen Kinderpsychiater wendest.
Auch wenn ein Problem da ist, ist es wichtig, rechtzeitig zu reagieren, denn ein bis jetzt aufgebauter Bindungstyp ist nicht festgefahren und kann verändert und verbessert werden.
Die aufrichtige Mutter-Kind-Beziehung bedingt die Mutter-Kind-Bindung und auch wenn es manchmal aussichtslos erscheint, gibt es immer Licht am Ende des Tunnels.
Bindung, Benehmen, Gefühle und Beziehungen sind nicht statisch, sondern dynamisch und sind ein ewiges geben, nehmen und lernen, mit den Situationen und der Umgebung umzugehen.
Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück und Spaß mit deinem Knirps und dass ihr noch viel zusammen erlebt und eure Bindung stärkt.
Wenn du dich auch für andere Themen interessierst, wie zum Beispiel Erziehung im demokratischen Stil oder wie feinfühlige Kinder ticken, dann klicke darauf und mach dich schlau!
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