Es ist allgemein bekannt, dass bereits geringe Mengen Alkohol dem Ungeborenen schaden können, also fragen sich viele werdende Mütter, ob alkoholfreier Sekt in der Schwangerschaft bedenkenlos getrunken werden kann.
Viele Deutsche mögen gerade Sekt sehr gerne und besonders bei feierlichen Anlässen wie Geburtstagen, zu Silvester, einem erfolgreichen Arbeitsabschnitt oder auch beim Brunch mit Rührei, Quark, Garnelen, Mozzarella, Ziegenkäse und anderen Leckereien ist das prickelnde Getränk nicht vom Speiseplan wegzudenken.
Für Schwangere bietet sich die alkoholfreie Variante an, damit sie anstoßen können und den fruchtig-herben Geschmack nicht missen müssen.
Doch bedeutet alkoholfrei auch tatsächlich, dass gar kein Alkohol enthalten ist? Und wie sieht es mit alkoholfreiem Bier, alkoholfreiem Wein und Malzbier aus?
Warum ist es so wichtig, völlig auf Alkohol während der Schwangerschaft und in der Stillzeit zu verzichten?
In diesem Beitrag findest du die Antworten.
Alkoholfreier Sekt Schwangerschaft – Alkoholfrei heißt nicht völlig frei von Alkohol
Es gibt heutzutage eine große Auswahl alkoholfreier Getränke, auf die auch Schwangere bei besonderen Gelegenheiten oder auch im Alltag gerne zurückgreifen.
Alkoholfreies Bier, alkoholfreier Wein oder alkoholfreier Sekt eignen sich während der Schwangerschaft und in der Stillzeit zwar zum Anstoßen, allerdings solltest du es tatsächlich nur bei besonderen Anlässen belassen, denn wenn du auf dem Etikett “alkoholfrei” siehst, ist oft im Getränk doch eine geringe Menge Alkohol enthalten.
Das europäische Lebensmittelrecht besagt, dass Sekt, Bier oder Wein als alkoholfrei deklariert werden dürfen, wenn der Alkoholgehalt nicht mehr als 0,5 % vol. (Volumenprozent) beträgt.
Das ist der sogenannte Restalkohol, der bei der Herstellung der Getränke entsteht und unterschiedlich hoch sein kann.
Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart hat im alkoholfreien Wein und alkoholfreien Sekt Werte zwischen 0,03 und 0,23 % vol. ermittelt, während die Stiftung Warentest alkoholfreie Weizenbiere getestet und einen durchschnittlichen Wert von 0,4 % vol. ausgemacht hat.
Freilich wirst du von solch geringen Mengen Alkohol, also von einem Glas alkoholfreien Sekt, Wein oder Bier nicht betrunken.
Man hat bei Menschen, die sogar 1,5 Liter alkoholfreies Bier getrunken haben, innerhalb einer Stunde die Blutwerte gemessen und diese lagen bei den meisten tatsächlich bei Null, während bei einem Drittel der Höchstwert bei 0,0056 Promille lag.
Da Alkohol die Plazentaschranke passieren kann und so in den Blutkreislauf des Ungeborenen gelangt, aber nicht genau festgestellt werden kann, welche geringen Mengen dem Kind schaden könnten, weil jede Schwangerschaft anders ist, solltest du besser nicht so oft zu alkoholfreiem Sekt greifen.
Alkoholfreier Sekt Schwangerschaft – Wie werden alkoholfreie Getränke hergestellt?
Es gibt zwei Möglichkeiten, wie man aus normalerweise alkoholhaltigen Getränken solche macht, die zwar einen bestimmten Anteil an Restalkohol enthalten, jedoch alkoholarm sind und als alkoholfrei bezeichnet werden dürfen.
Zum einen kann man den Gärungsprozess verkürzen und ihn abschließen, sodass im Getränk nicht mehr als 0,5 Prozent Alkohol enthalten ist, wobei niedrige Temperaturen hilfreich sind, da sie die Gärung einschränken.
Zum anderen kann der Alkohol dem Getränk entzogen werden, indem es destilliert wird, denn Alkohol hat einen niedrigeren Siedepunkt als Wasser und verdampft ab ungefähr 78 Grad Celsius und bleibt nur in sehr geringen Mengen im so verarbeiteten Getränk.
Alkoholfreier Sekt für Schwangere? – Ohne Alkohol bitte!
Wenn du ein Fan der Produkte der Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien bist, dann wird es für dich vielleicht enttäuschend sein, dass der Hersteller keinen 100 % alkoholfreien Sekt für die Schwangerschaft anbietet.
Wie das deutsche Verbrauchs- und Testportal ExpertenTesten.de angibt, das 2021 die besten alkoholarmen und komplett alkoholfreien Sektprodukte getestet hat, sind für Schwangere und Stillende der 100 % alkoholfreie Sekt vom Sekthaus Raumland und von Freixenet geeignet.
Alkoholfreier Sekt wird aus Wein hergestellt und enthält deshalb noch einen geringen Anteil an Restalkohol. Sekt ohne Alkohol hingegen wird aus Fruchtsaft oder Tee hergestellt, weshalb der Alkoholanteil tatsächlich ganz wegfällt, der geschmackliche Unterschied jedoch auch deutlich spürbar ist.
In der Schwangerschaft möchtest du es bestimmt genau wissen, wie viel Alkohol, auch wenn es nur geringe Mengen sind, ein Getränk enthält, aber laut dem europäischen Lebensmittelrecht müssen Getränke, die unter 1,2 % vol. Alkohol haben, nicht deklariert werden.
Alkoholfrei dürfen also nur Getränke bezeichnet werden, die unter 0,5 % vol. Alkohol enthalten.
Wenn du aber auf Nummer sicher gehen möchtest und lieber vollständig Abstand auch von alkoholarmen Getränken nehmen möchtest, dann halte Ausschau nach der Angabe “ohne Alkohol”, denn diese darf nur dann verwendet werden, wenn nachgewiesen wurde, dass der Alkoholgehalt tatsächlich auf Null ist.
Allerdings wird es für dich schwierig, gänzlich auf Alkohol zu verzichten. Warum?
Alkoholfreier Sekt Schwangerschaft – Fruchtsäfte und Lebensmittel mit Alkoholgehalt
Aufgrund natürlicher Gärungsprozesse ist bei vielen Säften und einigen Lebensmitteln ein geringer Alkoholanteil enthalten.
So können sowohl Apfelsaft als auch Traubensaft mit 1 % vol. sogar mehr Alkohol enthalten als deklarierter alkoholfreier Sekt. Auch Früchte, die reich an Zucker sind, können alkoholhaltig sein.
Auch bei rohem Sauerkraut, Kefir und anderen fermentierten Lebensmitteln können sich geringe Alkoholspuren finden sowie bei Brot und Hefeteigwaren.
Es ist unwahrscheinlich, dass du wegen eines dermaßen geringen Alkoholgehalts Abstand von solchen Lebensmitteln nimmst.
Das musst du auch nicht, denn es gibt keine Nachweise, dass sich Fruchtsäfte und die anderen genannten Lebensmittel schädlich auf die Schwangerschaft und dein Baby auswirken können.
Übrigens erlaubt es das europäische Lebensmittelgesetz, dass bestimmte Träger- und Hilfsstoffe, unter denen auch Alkohol sein kann, bei verpackten Produkten nicht zwingend angegeben werden müssen.
Außerdem stehen Bäckereien und Restaurants nicht in der Pflicht, anzugeben, ob ihre Lebensmittel und Speisen Alkohol enthalten oder nicht.
Es wird schon länger die Forderung gestellt, dass man Lebensmittel und Getränke klar kennzeichnet und beispielsweise statt der Angabe “alkoholfrei”, die irreführend sein kann, die Bezeichnung “alkoholarm” nutzt.
Falls du ein Fan von Malzbier bist, was nach dem Bayerischen Reinheitsgebot ja nicht als Bier bezeichnet werden darf, sondern sich heutzutage Malztrunk oder Malzgetränk nennt, wird es dich bestimmt positiv überraschen, dass der Alkoholgehalt dieses Erfrischungsgetränks unter 0,1 % vol. liegt, was weniger als bei Apfelsaft ist.
Außerdem hat Malztrunk auch den Ruf, dass er sich förderlich auf die Milchproduktion auswirkt.
Übertreiben solltest du es aber trotzdem nicht, denn aufgrund des hohen Zucker- und Kaloriengehalts besteht bei übermäßigem Konsum die Gefahr von Gestationsdiabetes.
Alkoholfreier Sekt Schwangerschaft – Was Alkohol mit deinem Baby macht
Wenn du die Sache locker siehst und denkst, dass ein Glas Wein oder ein Glas Sekt ab und zu auch in der Schwangerschaft doch nicht schaden kann, dann besteht noch Bedarf an Aufklärung.
Man weiß nämlich nicht genau, wie wenig bereits zu viel für das Ungeborene sein könnte und bleibende Schäden verursachen kann.
Zwar ist es so, dass sich in der Plazenta das Blut des Babys und der Mutter nicht mischen, trotzdem werden Nährstoffe ausgetauscht.
So ist die Plazenta eine wertvolle Schranke für Gefahren, wie beispielsweise Krankheiten, die dem Ungeborenen aus dem Mutterleib drohen, aber gerade Alkohol kann sie passieren.
So trinkt das Baby jeden Schluck Alkohol mit, den die Mutter konsumiert. Zwar kann die Leber der Mutter diesen abbauen, aber nicht die erst in der Entwicklung befindliche Leber des ungeborenen Kindes.
Erst nachdem das Baby auf der Welt ist, bilden sich die für den Abbau von Alkohol notwendige Enzyme der Leber aus.
Man geht davon aus, dass der Alkohol im Körper des Babys sogar zehn Mal länger bleibt als im Körper der Mutter. Dabei wird er in den Zwischenräumen der Zellen gespeichert und wirkt sich giftig auf die Zellteilung aus.
Das Gehirn des Babys als Organ mit einer hohen Wachstumsrate und einem hohen Stoffwechsel ist dabei besonders betroffen.
Aber auch direkt nach der Empfängnis kann sich der Konsum von Alkohol auf eine beginnende Schwangerschaft auswirken, indem es zu einem Abbruch kommt.
Dabei ist das sogenannte Alles-oder-nichts-Prinzip, nachdem der Embryo das entweder unbeschadet übersteht oder es zu einem Abbruch kommt, keinesfalls eine feste Regel.
Schon von der dritten bis zur zehnten Schwangerschaftswoche kann der Alkoholkonsum der Mutter zu Schäden in Form von Missbildungen und Fehlfunktionen der Organe des Babys führen.
Außerdem kann das Wachstum beeinträchtigt werden und auch die Nervenverbindungen im Gehirn können Einschränkungen erfahren, sodass es zu lebenslangen kognitiven Schäden kommen kann, die zwar therapiert, aber niemals wirklich geheilt werden können.
Alkoholgeschädigte Kinder bekommen die Diagnose Fetale Alkoholspektrumstörungen (FASD) und man muss es ihnen nicht zwingend ansehen.
Tatsächlich kommt es auch zu Fehldiagnosen, wie beispielsweise, wenn vermutet wird, dass ein Kind, das eigentlich an FASD leidet, ADHS hat.
Am Fetalen Alkoholsyndrom (FAS) leidende Säuglinge sind besonders reizbar und können einen beeinträchtigten Saugreflex haben, was das Füttern sehr erschwert. Zudem können sie an schlechtem Schlaf leiden.
Mit der Zeit lassen sich Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten sowie eine unterdurchschnittliche Intelligenz beobachten. Weil sie das Ursache-Wirkungsprinzip nicht verinnerlichen können, sind betroffene Kinder später nicht in der Lage, Handlungen zu planen und durchzuführen.
Als Jugendliche tun sich Betroffene schwer, mit anderen in Interaktion zu treten und sind oft depressiv oder aggressiv.
Da sie nicht selbst planen können und ihnen auch die Kapazitäten fehlen, falsches von richtigem Verhalten zu unterscheiden und Folgen abzusehen, sind sie oft Mitläufer und werden zu Straftaten neigen.
Sogar Alltagsaufgaben wie in den Supermarkt gehen oder Duschen fallen Betroffenen schwer und sie müssen oft das ganze Leben lang betreut werden.
Zudem gibt es das partielle Fetale Alkoholsyndrom (pFAS), was nicht bedeutet, dass es weniger emotionale und kognitive Beeinträchtigungen gibt als beim FAS, sondern nur, dass die äußerlichen Merkmale (im Gesicht) nicht so ausgeprägt sind und das Stellen der Diagnose erschwert ist.
Dann gibt es noch die alkoholbedingten entwicklungsneurologischen Störungen (ARND), die ebenfalls keine äußerlichen Merkmale aufweisen und man es betroffenen Kindern nicht sofort ansieht.
Allerdings gibt es Anzeichen für eine Störung des zentralen Nervensystems, und diese wären:
Ein kleiner Kopf und Gehirnfehlbildungen, die u.a. abstraktes Denken erschweren und die Konzentrationsfähigkeit stark beeinträchtigen, schlechte Feinmotorik, schlechtes Sprechvermögen, auffälliger Gang und Verhalten, schlechte Impulskontrolle und Selbstregulation und Schwierigkeiten im sozialen Bereich.
Eine wissenschaftliche Untersuchung des Münchner Institutes für Therapieforschung aus dem Jahre 2014, die auch Ergebnisse der Befragungen des Robert-Koch-Instituts und internationale Studien nutzte, legt nahe, dass in Deutschland über 12.500 Kinder an einer Fetalen Alkoholspektrumstörung leiden.
Den Wissenschaftlern ist klar, dass alkoholbedingte Störungen zu den häufigsten nichtgenetischen Ursachen von geistigen Behinderungen zählen.
Grund zur Sorge hat die Befragung des Robert-Koch-Instituts gegeben, in der ersichtlich wird, dass 20 Prozent der Befragten in der Schwangerschaft Alkohol konsumieren, 8 Prozent davon sogar öfter.
Zwar gibt es Frauenärzte, die meinen, dass ein gelegentliches Glas Sekt in der Schwangerschaft nicht schadet, sondern sogar dem Blutdruck auf die Sprünge helfen kann, allerdings widersprechen Spezialisten, die mit alkoholgeschädigten Kindern zu tun haben, dieser Einstellung entschieden.
Abschließende Gedanken
Dass Alkohol während der Schwangerschaft unbedingt gemieden werden sollte, ist zwar mittlerweile allgemein bekannt, allerdings nimmt das eine beachtliche Anzahl an Frauen immer noch ziemlich locker und trinkt, einer Befragung des Robert-Koch-Instituts zufolge, dennoch gelegentlich Alkohol.
Deshalb war es mir wichtig, in diesem Beitrag Informationen über die Schäden zu geben, die auch ein geringer Alkoholkonsum in der Schwangerschaft beim Baby verursachen kann, die bleiben und nicht geheilt werden können.
Zudem habe ich dir erklärt, dass die Angabe “alkoholfrei” an einem Getränk nicht bedeutet, dass es zu 100 % frei von Alkohol ist, sondern dass noch ein Restanteil von Alkohol enthalten ist, der aber nicht mehr als 0,5 % vol. betragen darf.
So kannst du ohne Bedenken gelegentlich zu einem Glas alkoholfreiem Sekt greifen, der dem herkömmlichen übrigens deshalb so nahe kommt, weil er auch aus Wein hergestellt ist.
Du solltest es damit jedoch nicht übertreiben und es zur Gewohnheit werden lassen, da niemand einschätzen kann, ab wann es doch schädlich fürs Baby werden kann.
Es gibt auch Sektprodukte, die auf der Basis von Fruchtsäften und Tees hergestellt werden und deren Alkoholgehalt tatsächlich bei Null liegt.
Allerdings enthalten auch einige Fruchtsäfte und Nahrungsmittel sehr geringe Mengen an Alkohol, aber das ist kein Grund, dich verrückt zu machen.
Solange du nicht täglich oder regelmäßig deine Lust auf den geliebten Sekt mit der alkoholfreien Variante befriedigst und dich während der Schwangerschaft ausgewogen und gesund ernährst, machst du nichts falsch.
Gefällt dir dieser Post? Bitte teile ihn oder pinne ihn für später. Du kannst auch am Laufenden bleiben und uns auf Instagram und Pinterest folgen.
Marzipan In Der Schwangerschaft - Wie Steht Es Um Die Süße Verführung?
Friday 11th of February 2022
[…] Bier, alkoholfreier Sekt, Pralinen und andere Süßigkeiten verbergen ebenfalls Alkohol, doch die Alkoholmenge ist […]
Holunder In Der Schwangerschaft - Steinfrüchte Mit Heilender Wirkung
Friday 11th of February 2022
[…] du also sogar mit alkoholfreiem Sekt und Malzbier vorsichtig bist, solltest du die Holunderbeeren besser nicht übernachten […]