Skip to Content

Ist alkoholfreier Sekt in der Schwangerschaft ein Risiko?

Ist alkoholfreier Sekt in der Schwangerschaft ein Risiko?

Dass Alkohol in der Schwangerschaft tabu ist, wissen heute hierzulande alle werdenden Mütter. Der Verzicht auf Alkohol steht ganz oben auf der Liste der Umstellungen in der Ernährung während der Schwangerschaft.

Besonders bei feierlichen Anlässen kommst du als Schwangere aber vielleicht auf die Idee, mit alkoholfreiem Sekt anzustoßen. 

Doch Vorsicht – so widersprüchlich es auch klingen mag, enthält auch alkoholfreier Sekt eine geringe Menge an Alkohol.

Auch unter Fachleuten gibt es deshalb widersprüchliche Meinungen zum Konsum von alkoholfreiem Sekt und ähnlichen Getränken in der Schwangerschaft.

In diesem Beitrag erfährst du, warum du zur Sicherheit deines kleinen Bauchbewohners nur selten oder am besten gar nicht zum Gläschen alkoholfreien Sekt greifen solltest.

Warum du als Schwangere mit alkoholfreiem Sekt vorsichtig sein solltest

Auch alkoholfreier Sekt enthält Restmengen an Alkohol. Das liegt am Herstellungsverfahren, bei dem Alkohol dem Sekt entzogen wird, bis nur noch ein kleiner Rest übrig bleibt.

Aber egal, wie wenig Alkohol du in der Schwangerschaft trinkst, dein ungeborenes Kind trinkt immer mit.

Olaf Neumann, Chefarzt der Frauenklinik an der München Klinik Schwabing, spricht sich in einem Beitrag der Frauenärzte im Netz für eine 0,0 Promille-Grenze bei Schwangeren aus. Es gibt nämlich keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, wie viel oder wenig Alkohol bei Ungeborenen zu Schäden führen kann.

Alkoholfrei bedeutet nicht frei von Alkohol

Das Verbraucherportal Bayern erklärt in einem Beitrag, dass Getränke, die mehr als 1,2 Volumenprozent Alkohol enthalten, deklariert werden müssen.

Solche Getränke aber, die weniger als 0,5 Volumenprozent Alkohol aufweisen, dürfen als alkoholfrei bezeichnet werden. Sie sind also nicht völlig frei von Alkohol. Lediglich die Angabe 0,0 Prozent ist für Hersteller bindend.

Halte also beim Sekt danach Ausschau, dass auf dem Produkt 0,0 % oder „ohne Alkohol“ steht. So gönnst du dir den prickelnden Genuss, trinkst dabei aber kein bisschen Alkohol.

Diese Getränke enthalten geringe Mengen Alkohol

Keinerlei Alkohol in der Schwangerschaft zu konsumieren, kann jedoch im Alltag zur Herausforderung werden.

Sogar wenn du auf alkoholfreien Sekt komplett verzichtest, nimmst du laut einem Bericht des CVUA mit folgenden Getränken geringe Mengen Alkohol auf:

GetränkeAlkoholgehalt
Fruchtsäftebis zu 0,38 Vol. %
Gemüsesäftebis zu 0,38 Vol. %
Sauerkrautsaft (milchsauer vergoren)mehr als 0,38 Vol. %
Alkoholfreie Erfrischungsgetränkebis zu 0,25 % Vol.
Traubensaftbis zu 1 Vol. %

Du staunst vielleicht nicht schlecht, dass Traubensaft von Natur aus mehr Alkohol enthält, als es bei alkoholfreiem Sekt gesetzlich erlaubt ist.

Dr. med. Christian Albring vom Berufsverband der Frauenärzte erklärt, dass diese geringen Mengen in solchen und in Getränken, die als alkoholfrei deklariert werden, keinen Schaden beim Baby anrichten. Schwangere sollten sie aber nur gelegentlich konsumieren.

Falsche Angaben von Herstellern zum Alkoholgehalt 

In idealen Fällen bekommt man mit den Getränken, die man einkauft, genau das, was auf der Verpackung steht. Doch das ist leider nicht immer so.

Laut einem Artikel bei Merkur.de hat ein Test aus dem Jahr 2022 beim alkoholfreien Rotkäppchen-Sekt 0,8 Volumenprozent Alkohol gefunden. Das ist mehr als gesetzlich erlaubt und beunruhigend, auch wenn die Proben anderer Produkte deutlich unter den erlaubten Werten lagen.

Das ist ein weiterer Grund, warum du dir nur selten und auch dann nicht mehr als ein Glas alkoholfreien Sekts gönnen solltest. Trotz Kontrollen in Deutschland kann man aufgrund solcher Vorfälle den Angaben der Hersteller leider nicht ohne Bedenken vertrauen.

Auch das Züricher Kantonale Labor hat bei einer Untersuchung aus 2022 bei 5 von 25 Getränken, die mit dem Label 0,0 % werben, Restmengen an Alkohol gefunden. Darunter war zwar kein Sekt, aber solche Ergebnisse erschüttern das Vertrauen von Verbraucherinnen und Verbrauchern.

Eine kanadische Untersuchung aus 2010 fand zudem heraus, dass 13 der 45 getesteten alkoholfreien Getränke mehr Alkohol enthalten als angegeben. Bei 6 Getränken, die völlig frei von Alkohol beworben wurden, fand man sogar mehr als 1 Volumenprozent Alkohol.

Also rät eine kanadische Publikation Schwangeren nachdrücklich von jeglichem Konsum von alkoholfreien Getränken während der Schwangerschaft ab.

Selbst geringe Mengen Alkohol sind eine Gefahr fürs Baby 

Schädigungen des Babys vor der Geburt aufgrund von Alkoholkonsum werden unter dem Begriff FASD zusammengefasst. Das ist eine Abkürzung für die Diagnose Fetal Alcohol Spectrum Disorder.

Alkoholkonsum in der Schwangerschaft kann laut FASD Deutschland e. V. beim Kind zu Fehlbildungen, körperlichen und geistigen Behinderungen, Entwicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten führen.

Ann Gibson von FASD Deutschland e. V. erklärte, dass Menschen mit FASD in jeder Altersstufe ähnliche Schwierigkeiten erleben, die auch bei gesunden Personen vorkommen können. Allerdings sind die Schwierigkeiten bei Menschen mit FASD sehr ausgeprägt und lassen sich auch mit medizinischer Hilfe nicht vollständig beseitigen.

Babys mit der Diagnose FASD fallen durch extreme Unruhe und häufige Schreiattacken, Störungen beim Appetit und Schlafzyklus sowie mit Wachstumsstörungen auf. 

Neben FASD werden auch die Diagnosen FAS (Fetales Alkoholsyndrom) und pFAS (partielles Fetales Alkoholsyndrom) mit dem Alkoholkonsum in der Schwangerschaft in Verbindung gebracht.

Eine Studie des Münchner Instituts für Therapieforschung (IFT) aus dem Jahr 2014 hat Schätzungen ergeben, dass jährlich 0,41 % oder 41 von 10.000 Babys mit FAS und 1,77 % oder 177 von 10.000 Babys mit FASD zur Welt kommen.

Laut einer Pressemitteilung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) von 2019 werden in Deutschland mehr als 10.000 Kinder pro Jahr mit FAS oder FASD geboren. Oft werden die Behinderungen erst im Schulalter entdeckt.

Auch die BZgA weist darauf hin, dass bereits geringe Mengen Alkohol das Nervensystem und die Organe von ungeborenen Babys schädigen können.

Alkoholfreier Sekt kann zu viel Zucker enthalten

Nicht nur der Restalkohol ist ein Grund, am besten gar nicht oder nur selten zu einem Gläschen alkoholfreiem Sekt zu greifen. Auch der hohe Zuckergehalt ist für dich als Schwangere nicht gut.

In einem Tasting alkoholfreier Schaumweine hat das Magazin Watson den Zuckergehalt verschiedener Sektsorten zusammengefasst.

Folgende Zuckerwerte kannst du laut einer Bewertung alkoholfreier Sektsorten des Magazins Watson erwarten:

Sektsorte (alkoholfrei)Restzucker in Gramm pro LiterZuckergehalt im vollen Sektglas
Naturherb0 bis 3 g/l⅙ Teelöffel
Extra herb0 bis 6 g/l¼ Teelöffel
Herb0 bis 12 g/l½ Teelöffel
Extra trocken12 bis 17 g/l½ bis ¾ Teelöffel
Trocken17 bis 32 g/l¾ bis 1 Teelöffel
Halbtrocken32 bis 50 g/l1 bis 2 Teelöffel
Mildmehr als 50 g/l2 Teelöffel

Wenn du als Schwangere zu viel Gewicht zugelegt hast oder sogar an Schwangerschaftsdiabetes leidest, ist auch das gelegentliche Gläschen alkoholfreien Schaumweins also problematisch.

Abschließende Gedanken

Frauen müssen in der Schwangerschaft vieles in der Ernährung umstellen und den eigenen Lebensstil hinterfragen. Alkohol ist für Schwangere tabu. Wenn es aber feierlich zugeht, fragen sich werdende Mütter, ob alkoholfreier Sekt eine sichere Alternative ist.

Leider hat meine Recherche für diesen Beitrag ergeben, dass auch alkoholfreier Sekt in der Schwangerschaft ein gesundheitliches Risiko für dein Baby darstellen kann. Alkoholfrei bedeutet nämlich nicht gänzlich frei von Alkohol.

Nach unserem Lebensmittelrecht darf Sekt als alkoholfrei bezeichnet werden, wenn er weniger als 0,5 % Vol. Alkohol enthält.

Da es keine wissenschaftlichen Nachweise dafür gibt, wie wenig Alkohol dem Ungeborenen bereits schaden kann, sprechen sich manche Experten auch gegen den Konsum von alkoholfreien Getränken in der Schwangerschaft aus.

Das gilt übrigens auch für Malzbier in der Schwangerschaft.

Andere sehen das gelegentliche Gläschen alkoholfreien Sekts als unproblematisch, zumal auch Frucht- und Gemüsesäfte von Natur aus geringe Mengen Alkohol enthalten.

Wenn du auf Nummer sicher gehen möchtest, achte beim Kauf darauf, dass auf der Sektflasche der Vermerk „ohne Alkohol“ oder 0,0 % steht. Gesetzlich ist diese Angabe nämlich bindend und das Produkt darf tatsächlich überhaupt keinen Alkohol enthalten.

Wenn dein Baby dann gesund zur Welt kommt, kannst du in der Stillzeit zum Gläschen alkoholfreien Sekts greifen und hast dabei wirklich nichts zu befürchten.

Rooibos-Tee Schwangerschaft – In BIO-Qualität ein gesunder Durstlöscher

Monday 3rd of July 2023

[…] manch eine werdende Mama ist überrascht, wenn sie erfährt, dass alkoholfreie Getränke wie Sekt nicht unbedingt völlig frei von Alkohol […]

Marzipan In Der Schwangerschaft - Wie Steht Es Um Die Süße Verführung?

Friday 11th of February 2022

[…] Bier, alkoholfreier Sekt, Pralinen und andere Süßigkeiten verbergen ebenfalls Alkohol, doch die Alkoholmenge ist […]

Holunder In Der Schwangerschaft - Steinfrüchte Mit Heilender Wirkung

Friday 11th of February 2022

[…] du also sogar mit alkoholfreiem Sekt und Malzbier vorsichtig bist, solltest du die Holunderbeeren besser nicht übernachten […]